In einem entscheidenden Moment für Rumäniens zukünftige politische Ausrichtung formieren sich die etablierten Parteien des Landes hinter der pro-westlichen Kandidatin Elena Lasconi. Diese Entwicklung folgt auf den unerwarteten Erfolg des ultranationalistischen und Russland-freundlichen Politikers Călin Georgescu, der im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl überraschend 22 Prozent der Stimmen erzielte. Lasconi, bekannt als ehemalige Journalistin und Mitglied der pro-europäischen liberalen Oppositionspartei USR, belegte mit 19 Prozent den zweiten Platz. Die Stichwahl ist für den 8. Dezember angesetzt.
Der neue Vorsitzende der regierenden zentristisch-rechten PNL-Partei, Ilie Bolojan, betonte die Unterstützung für Lasconi, um Rumäniens pro-europäische Richtung zu sichern. Diese Unterstützung kommt zu einer Zeit, in der die Führungen der PNL sowie des zentristisch-linken PSD-Koalitionspartners nach den enttäuschenden Ergebnissen zurückgetreten sind. Erstmals in Rumäniens postkommunistischer Geschichte ist keiner der großen Parteienkandidaten in der Stichwahl vertreten.
Hervorzuheben ist die politische Bedrohung, die Georgescu darstellt. Er wird dafür kritisiert, Wladimir Putin zu bewundern und NATO sowie der EU kritisch gegenüberzustehen. Lasconi appellierte an die Bevölkerung, sich für Demokratie zusammenzuschließen und entschlossen gegen das zu kämpfen, was sie als die "Träume Moskaus" bezeichnete.
Selbst der ehemalige rumänische Außenminister und NATO-Vizegeneralsekretär Mircea Geoana stärkte Lasconis Kampagne, indem er sie als die verbleibende pro-EU- und pro-NATO-Kandidatin unterstützte.
Georgescu distanziert sich nicht von Putin und prangert westliche Interessen an, die seiner Ansicht nach Rumänien ausbeuten. Auch die ultranationalistische Partei AUR sowie die Abspaltung SOS stehen geschlossen hinter ihm. Der Sonntag markierte eine Protestwahl, in der über ein Drittel der Wähler für extremistische, gegen die Unterstützung der Ukraine gerichtete Politiker stimmte.
Diese innenpolitische Umwälzung kommt gerade rechtzeitig vor den Parlamentswahlen am 1. Dezember, nach denen eine neue Regierung gebildet werden soll. Lasconi ruft dazu auf, einen Schutzwall gegen die extreme Rechte zu errichten. Historiker wie Ion M. Ionita unterstreichen zwar, dass eine Regierungskoalition ohne die extremen Rechten gebildet werden könne, weisen jedoch auch auf die Schwierigkeiten hin, die viele Parteien in einer Koalition mit sich bringen.