Rumäniens Koalitionsregierung wurde für eine zweite Amtszeit vereidigt und plant, bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen einen gemeinsamen Kandidaten zu stellen, nachdem das Votum aufgrund angeblicher russischer Einflussnahme unerwartet abgesagt worden war. Ministerpräsident Marcel Ciolacu übernahm die Führung seiner drei Parteien umfassenden Koalition am Montag, nach Wochen der politischen Unruhe, die durch die abgesagte Wahl ausgelöst wurde. Er wählte den pensionierten liberalen Politiker Crin Antonescu für die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr aus. "Wir haben alle aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt", sagte Ciolacu. "Es wird kein einfacher Auftrag. Es ist essentiell, dass diese Regierung das Vertrauen der Investoren wiederherstellt. Die Rumänen brauchen Stabilität, Reformen und Sicherheit." Der überraschende Sieg eines pro-Wladimir Putins ulranationalistischen Kandidaten, Călin Georgescu, in der ersten Runde der nun abgesagten Präsidentschaftswahlen und der Aufstieg rechtsextremer Parteien, die ein Drittel der Parlamentssitze erringen konnten, haben Rumäniens Politik und Wirtschaft erschüttert. Die Ratingagentur Fitch hat letzte Woche den Ausblick des Landes auf negativ gesenkt und warnt vor einer "steigenden Polarisierung der rumänischen Gesellschaft", was Zweifel darüber aufkommen lässt, wie lange die Regierungskoalition im Amt bleiben wird. Nach wochenlangen Verhandlungen haben die Mitte-links-Sozialdemokraten, die Mitte-rechts-Nationale Liberale Partei und die Partei der ungarischen Minderheit (UDMR) ihre frühere Allianz erneuert und sich auf Antonescu geeinigt, der 2012 kurzzeitig als Präsident amtierte, als der damalige Präsident Traian Băsescu suspendiert war. Antonescu hatte sich vor einem Jahrzehnt aus der Politik zurückgezogen. Er sagte dem Fernsehsender Digi24, dass er nicht selbst als gemeinsamer Kandidat angefragt habe, aber die Nominierung akzeptiere, "weil ich denke, dass es eine sehr komplizierte politische Situation ist." Georgescu unterliegt keinen rechtlichen Verfahren. Das Verfassungsgericht könnte jedoch seine Kandidatur für die Präsidentschaft ungültig machen, nachdem es die Einschätzung der rumänischen Behörden bestätigte, dass er von einer illegalen Kampagne profitiert haben könnte, die von Russland koordiniert wurde. Die pro-europäische liberale Kandidatin Elena Lasconi, die es in die abgesagte Stichwahl mit Georgescu geschafft hatte, plant ebenfalls zu kandidieren und kritisierte die Regierung sowie die Geheimdienste dafür, Georgescus Aufstieg in den sozialen Medien nicht erkannt und verhindert zu haben. Lasconi und andere Oppositionsstimmen warnen, dass die Behörden genauso unvorbereitet für die neue Wahl sein könnten wie für die letzte, selbst wenn Georgescu disqualifiziert wird. Der Führer der rechtsextremen AUR-Partei, George Simion, hat angekündigt zu kandidieren, falls Georgescu nicht zugelassen wird. Auf wirtschaftlicher Ebene wird Ciolacus kommende Monate im Amt von Bemühungen dominiert werden, einen Haushalt für das nächste Jahr zu verabschieden und ein Haushaltsdefizit von 8,6 Prozent des BIP im Jahr 2024 einzudämmen. Die Regierung plant, ein Defizit von sieben Prozent des BIP im nächsten Jahr zu erreichen und schließlich das EU-Ziel von drei Prozent innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu erfüllen. Analysten und Ratingagenturen erwarten weitere Steuererhöhungen, die die Regierung in einem lauten Parlament, in dem sie nur eine knappe Mehrheit hat, durchsetzen muss. Lasconis liberale USR-Partei verließ letzte Woche die Koalitionsgespräche, teilweise wegen des Mangels an einem glaubwürdigen Haushaltsplan. "Ich wünsche der neuen Koalition, einer pro-europäischen, pro-rumänischen Koalition, viel Erfolg", sagte Präsident Klaus Iohannis. "Ich glaube, sie werden mit den Problemen sehr gut zurechtkommen: dem Haushalt und der Festlegung des Zeitplans für die Präsidentschaftswahlen." Laut Verfassung bleibt der Präsident im Amt, bis sein Nachfolger vereidigt ist. "Die neue Präsidentschaftswahl wird wahrscheinlich für hohe politische Unsicherheit sorgen und möglicherweise auch die Umsetzung von Maßnahmen zur fiskalischen Konsolidierung verzögern", sagte die Fitch-Ratings.