Nach einer ereignisreichen Woche mit zahlreichen Konjunkturdaten deutet sich am Freitag ein ruhiger Ausklang der Berichtssaison in den USA an. Der Handelsstart wird zwar mit etwas höheren Werten bei Standard- und Technologiewerten erwartet, jedoch scheint die Musik am Markt langsam zu verebben. Die Investoren gönnen sich nach der jüngsten Aufholjagd an den US-Börsen nun wohl eine Pause.
Eine Stunde vor dem Handelsstart taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial um 0,4 Prozent höher auf 35.071 Punkte. Der Nasdaq 100 lag bei plus 0,1 Prozent auf 15.851 Zählern.
Der Dow konnte sich seit seinem Tiefstand Ende Oktober deutlich erholen und verzeichnete in dieser Woche bisher einen Zuwachs von knapp zwei Prozent. Rückenwind erhielt er durch positive US-Inflationsdaten, die die Anleger in der Hoffnung bestärkten, dass die US-Notenbank mit dem Zyklus der Zinserhöhungen am Ende angekommen ist.
Mit dem Wochenausklang leert sich auch die Konjunkturagenda. Die Anleger müssen am letzten Handelstag der Woche vergleichsweise wenige Daten zu Baubeginnen und -genehmigungen verdauen. US-Präsident Joe Biden hat zudem das Gesetz für einen Übergangshaushalt im Kongress unterzeichnet und somit einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte abgewendet.
Auf der Unternehmensseite stehen noch einige Nachzügler der Berichtssaison im Fokus. Die Aktien des Bekleidungshändlers GAP konnten sich im vorbörslichen Handel um fast ein Fünftel verteuern, nachdem der Gewinn im vergangenen Quartal trotz erheblicher Umsatzeinbußen höher ausfiel als erwartet.
Allerdings äußerte sich GAP eher vorsichtig zu den weiteren Aussichten für das wichtige Weihnachtsgeschäft. Ähnlich zurückhaltende Aussagen kamen zuletzt auch von der Supermarktkette Walmart, deren Kurs trotz höherer Jahresziele eingebrochen war.
Besser als erwartet waren die Zahlen von Applied Materials, doch diese wurden am Freitag von Berichten überschattet, wonach die US-Behörden den Halbleiterzulieferer wegen möglicher Verstöße gegen Exportbeschränkungen nach China untersuchen. Die Aktien fielen vorbörslich stark.
Auch die Alibaba-Papiere steuern nach bereits hohen Abschlägen in Asien auf einen erneut verlustreichen Tag an der Wall Street zu. Der Konzern hat angekündigt, sich doch nicht wie geplant aus dem Cloud-Geschäft zurückzuziehen. Beobachtern zufolge zieht Alibaba die Konsequenzen aus dem Streit zwischen den USA und China um die technologische Vorreiterschaft in der Welt.
Microsoft-Anleger dürfen sich hingegen über diese Woche freuen. Die Aktie des Softwarekonzerns befindet sich seit Tagen im Rekord-Modus. Der Schub kam erst kürzlich, als Microsoft eigene KI-Chips ankündigte. Getrieben vom Boom der Künstlichen Intelligenz gehört Microsoft in diesem Jahr zu den größten Gewinnern im US-Leitindex.
Am Freitag gab es auch noch auffällige Kursbewegungen bei Chargepoint. Die Aktien des weltgrößten Anbieters von Ladestationen für E-Fahrzeuge rutschten nach enttäuschenden Umsatzzahlen um fast 30 Prozent ab. Die Ablösung des langjährigen Unternehmenschefs sorgte zudem für Unruhe.