Die Arbeiten an der rund 50 Kilometer langen Anbindungsleitung für das Rügener Flüssigerdgas (LNG)-Terminal befinden sich laut Angaben des Gasnetzbetreibers Mitte der Woche kurz vor dem Abschluss. Vor der Insel Rügen wurde damit begonnen, die beiden bestehenden Teilstücke zusammenzufügen. Nach Abschluss der Schweiß- und Isolierarbeiten soll die Leitung mithilfe des Verlegeschiffs "Castoro 10" vor Mukran auf den Meeresgrund abgesenkt werden. Doch bevor die Pipeline betriebsbereit ist, stehen noch weitere Restarbeiten und Vorbereitungen an.
Die Anbindungsleitung verläuft vom Gasleitungsknotenpunkt auf dem Festland in Lubmin durch den Greifswalder Bodden bis nach Mukran vor Rügens Küste. Die Verlegung der Leitung auf See begann im vergangenen September. Der Lubminer Industriehafen beherbergt seit einem Jahr ein schwimmendes Terminal der Firma Deutsche Regas, das nun nach Mukran verlegt werden soll. Zusätzlich wird im Winter ein weiteres Spezialschiff in Mukran stationiert, das zuvor als LNG-Tanker im Einsatz war. Beide Schiffe sollen das per Schiff gelieferte LNG wieder in Gas umwandeln und in die Anbindungsleitung einspeisen.
In Lubmin wurden im Jahr 2023 laut Angaben von Regas rund 1,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingespeist, was weniger ist als ursprünglich erwartet. Die Antragsunterlagen für das Rügener Terminal sehen eine jährliche Einspeise-Kapazität von mehr als 13 Milliarden Kubikmeter Erdgas vor. Dies stößt bei Kritikern auf Bedenken, da sie von nicht benötigten Überkapazitäten sprechen und auf die bereits gut gefüllten Gasspeicher verweisen. Zudem gibt es Bedenken bezüglich des Tourismus und der Umwelt, insbesondere auf und um Rügen. Klagen, Bürgerbegehren, Blockaden der Bauarbeiten und Demonstrationen sind die Reaktionen der Projektgegner.
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass Gascade die Arbeiten zur Wiederverfüllung des Rohrgrabens für die Leitung im Greifswalder Bodden aufgrund eines laufenden Eilverfahrens am Bundesverwaltungsgericht gestoppt hat. Das Unternehmen möchte die Entscheidung des Leipziger Gerichts abwarten. Technisch gesehen könnte die Leitung auch ohne die gestoppten Arbeiten in Betrieb genommen werden, jedoch war zuletzt in der Genehmigung festgelegt, dass der Rohrgraben vollständig wiederverfüllt sein muss, bevor die Leitung in Betrieb geht.
Gascade hat nun einen Änderungsantrag eingereicht, um die Leitung auch ohne den Abschluss der Arbeiten im Greifswalder Bodden in Betrieb nehmen zu dürfen. Der Antrag wird derzeit vom Bergamt Stralsund geprüft. Das Eilverfahren, das sich gegen die Genehmigung der Arbeiten im Greifswalder Bodden im Januar und Februar richtet, wurde von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) angestrengt. Die DUH und andere Kritiker befürchten eine Gefährdung des ohnehin dezimierten Heringsbestandes, dessen Laichzeit bevorsteht und für den der Greifswalder Bodden als Kinderstube gilt. Gascade hatte aufgrund schlechten Wetters Verzögerungen bei den Arbeiten und konnte das ursprünglich geplante Ende der dortigen Arbeiten bis Ende 2023 nicht einhalten.