Monatelange Verhandlungen zwischen Brookfield Asset Management und Grifols SA haben ein unerwartetes Ende gefunden: Die angestrebte Übernahme des spanischen Blutplasmaspezialisten wird nicht erfolgen. Der in New York ansässige Vermögensverwalter beendete die Gespräche, nachdem das Grifols-Board sein Übernahmeangebot in Höhe von 6,45 Milliarden Euro ablehnte. Brookfield erklärte in einem behördlichen Bericht, dass man nach intensiver Prüfung und aufgrund der Abweisung durch das Board nicht mehr gewillt sei, den Übernahmeversuch fortzusetzen. Während Grifols' Gründerfamilie ein Drittel des Unternehmens besitzt, lehnte sie diese Privatisierungspläne ab. Ein Familienvertreter betonte in einem Telefongespräch, dass es keinen Rückhalt für ein erneutes Übernahmeangebot geben werde, da das Unternehmen von Aktionären als unterbewertet wahrgenommen wird. Der Fokus liege nun darauf, den Wert des Unternehmens zukünftig weiter zu steigern.
Nach Bekanntwerden des Rückzugs sanken Grifols-Aktien in Madrid um über 13 Prozent, der stärkste Kurseinbruch seit Ende Februar. Die Anleihen des Unternehmens, die 2028 fällig werden, erlitten ebenfalls den größten Tagesverlust seit Januar.
Die Zeiten für Grifols sind rau: Ein Bericht des Short-Sellers Gotham City Research im Januar warf Fragen zu Unternehmensführung und Buchhaltung auf, was das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschütterte. Analystin Patricia Cifuentes von Bestinver Securities interpretierte Brookfields Rückzug als hilfreich, um Streitigkeiten über die Bewertung des Unternehmens zu vermeiden und nicht als Hinweis auf Ungereimtheiten.
Die finanzielle Belastung des Unternehmens ist nicht unerheblich: Grifols' Schuldenberg inklusive Leasingverpflichtungen summierte sich zum Ende des dritten Quartals auf 9,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen, das jahrzehntelang von der Nachfrage nach Blutplasma profitierte, sieht sich nun mit den Folgen einer sinkenden Blutsammlung und den Schulden seiner Expansionsstrategie konfrontiert.