09. Januar, 2025

Politik

Rücktritt von Michael Barr: Verstärkter Politischer Einfluss auf die US-Bankenaufsicht?

Rücktritt von Michael Barr: Verstärkter Politischer Einfluss auf die US-Bankenaufsicht?

Michael Barr, der stellvertretende Vorsitzende für Aufsicht der US-amerikanischen Federal Reserve, hat angekündigt, spätestens zum 28. Februar von seinem Posten zurückzutreten, sofern nicht zuvor ein Nachfolger benannt wird. Dies teilte die Federal Reserve am Montag mit. Barr wird weiterhin als Mitglied des Board of Governors der Federal Reserve tätig sein. In seiner Erklärung betonte Barr, dass sein Rücktritt freiwillig erfolgt, um mögliche Konflikte mit der bevorstehenden Trump-Administration zu vermeiden. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden für Aufsicht wurde nach der globalen Finanzkrise ins Leben gerufen, um mehr Verantwortung und Transparenz in der Aufsicht der Federal Reserve zu schaffen. Barr erklärte, dass eine Auseinandersetzung über diese Position die eigentliche Mission gefährden könnte. Angesichts der aktuellen Lage sieht er sich in seiner Position im Board wirksamer, um den amerikanischen Bürgern zu dienen. Jaret Seiberg, Finanzanalyst bei TD Cowen, äußerte in einem Analystenbericht die Sorge, dass Barrs Rückzug eine Politisierung der Bankenregulierung widerspiegeln könnte. Seiberg hob hervor, dass in der Vergangenheit die Leiter von Aufsichtsbehörden über Parteigrenzen hinweg im Amt blieben, was heute keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Diese Entwicklung könnte zu größeren politischen Schwankungen führen, wenn die Kontrolle über das Weiße Haus wechselt. Als stellvertretender Vorsitzender für Aufsicht hatte Barr eine zentrale Rolle als oberster Bankenaufsichtsbeamter inne und beeinflusste maßgeblich den Umgang der traditionellen Finanzsysteme mit Kryptowährungen. Trotz seiner vorherigen Beratungstätigkeit bei Ripple, dem Herausgeber des XRP-Tokens, verlief seine Amtszeit hinsichtlich der Kryptobranche durchwachsen. Barr setzte sich für eine stärkere Regulierung von Stablecoin-Emittenten durch die Federal Reserve ein, was auf Widerstand bei republikanischen Abgeordneten stieß. Senator Tim Scott aus South Carolina kritisierte Barr scharf und warf ihm Versäumnisse während der Bankenkrisen 2023 sowie im Zusammenhang mit dem 'desaströsen Basel III Endgame-Vorschlag' vor. Scott erklärt seine Bereitschaft, mit Präsident Trump zusammenzuarbeiten, um verantwortungsvolle Finanzregulatoren an die Spitze zu bringen. Seiberg sieht Barrs Rücktritt in naher Zukunft jedoch als wenig einflussreich, da die Demokraten bis Anfang 2026 weiterhin eine Mehrheit in der Federal Reserve halten werden. Sollte Trump rasch einen Nachfolger ernennen wollen, müsste er auf einen Kandidaten aus dem Board of Governors zurückgreifen.