Die Nachfrage nach US-amerikanischem Flüssigerdgas (LNG) für den Export erlebt in diesem Jahr erstmals seit acht Jahren einen Rückgang. Diese Entwicklung überrascht, da die Vereinigten Staaten als weltweit größter Exporteur des tiefkalt verflüssigten Gases eine zentrale Rolle in der Energieversorgung Europas übernommen hatten, insbesondere nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Die europäischen Gaspreise blieben relativ hoch, da das erwartete Wachstum der US-Gasproduktion im Jahr 2024 bisher ausgeblieben ist. Europa bereitet sich unterdessen auf mögliche Preissteigerungen vor, da der Winter die Vorräte schmälern wird.
Besonders die Nachfrage europäischer Importeure nach US-LNG hat den amerikanischen Gasbohrunternehmen, die von den internationalen LNG-Preisen profitieren können, in den letzten Jahren gute Geschäfte beschert. Dieses Jahr jedoch verzeichneten LNG-Exportanlagen Produktionsausfälle und Verzögerungen beim Bau neuer Einrichtungen, was die Nachfrage nach Gas bremste.
Seit Cheniere Energy im Jahr 2016 die erste Ladung vom Sabine Pass in Louisiana verschiffte, stieg die Gasversorgung der LNG-Anlagen jährlich an – sogar während der pandemiebedingten Nachfrageschwankungen im Jahr 2020. Doch aktuell sank der Gaszufluss zu den acht großen LNG-Exportanlagen im Durchschnitt auf 13,0 Milliarden Kubikfuß pro Tag im Vergleich zu 13,1 Milliarden Kubikfuß im Jahr 2023.
Trotz des Rückgangs wird erwartet, dass die LNG-Kapazität der USA in den kommenden Jahren erheblich wächst. Neue Anlagen werden die Kapazität von derzeit etwa 13,8 auf 17,8 Milliarden Kubikfuß im nächsten Jahr und weiter auf 24,2 Milliarden im Jahr 2028 erhöhen. Zu den größten Hindernissen in diesem Jahr gehörten zahlreiche Ausfälle in der Freeport LNG-Anlage in Texas. Mit dem geplanten Hochfahren der Plaquemines-Anlage von Venture Global könnte diese jedoch bald den zweiten Platz hinter Freeport LNG als größter LNG-Produzent der USA einnehmen.