Rückläufige Anleiherenditen: Chinas Zentralbank zwischen Stimulus und Warnungen

Chinas kurzfristige Staatsanleihenrenditen erreichten am Freitag ein Niveau, das zuletzt während der globalen Finanzkrise verzeichnet wurde. Dies geschah vor dem Hintergrund zunehmender Sorgen über die schwache inländische Nachfrage, wodurch Wetten auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik befeuert wurden. Die Rendite einjähriger Anleihen sank auf 0,98 Prozent, den niedrigsten Stand seit 2009. Gleichzeitig fielen die Renditen zehnjähriger Anleihen um 0,03 Prozentpunkte auf 1,74 Prozent, nachdem sie zu Monatsbeginn noch über 2 Prozent gelegen hatten. Da Renditen sich gegenläufig zu Anleihekursen entwickeln, resultiert der Rückgang aus einer gesteigerten Nachfrage. Nach der Ankündigung der People's Bank of China, die Leitzinsen für einjährige und fünfjährige Kredite unverändert zu lassen, sind die Marktakteure zunehmend von weiteren Zinssenkungen im Jahr 2025 überzeugt. Zusätzlich veranlassten schwache Einzelhandelsdaten und ein stärker als erwarteter Rückgang der Importe im November Investoren dazu, verstärkt in Staatsanleihen zu investieren. Wei Li, Portfoliomanager bei BNP Paribas Asset Management, betonte, dass die jüngsten Konjunkturdaten eine weiterhin schwache heimische Nachfrage zeigen, jedoch erste Stimulusmaßnahmen bereits Wirkung zeigen. Der gestiegene Bedarf nach Staatsanleihen von Banken und Versicherungen zum Jahresende habe ebenfalls zum Renditerückgang beigetragen. Zum ersten Mal seit 14 Jahren hat China in der vergangenen Woche seine Geldpolitik gelockert und signalisiert damit seine Entschlossenheit, das Wirtschaftswachstum und den Konsum durch weitere Maßnahmen wie Senkung der Mindestreserveanforderungen und Zinsen im kommenden Jahr zu fördern. Dennoch sieht die People's Bank of China die deutlich gesunkenen Renditen nicht unkritisch. Am Mittwoch wurden Banken ermahnt, die sich "aggressiv" am Anleihemarkt engagierten, die damit verbundenen Zinssatzrisiken zu berücksichtigen und ein "umsichtiges" Investitionsverhalten zu zeigen. Die Zentralbank betonte erneut ihre Nulltoleranzpolitik gegenüber illegalen Aktivitäten im Anleihemarkt. Ein weiterer Rückgang der Anleiherenditen in China deutet auf wirtschaftliche Unsicherheiten hin, während kleinere chinesische Banken weiterhin in die relativ sicheren Staatsanleihen investieren. Zu Jahresbeginn lag die Rendite der zehnjährigen Anleihe bei 2,56 Prozent, während die der 30-jährigen bei 2,84 Prozent notierte.