Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, sieht in einer Rückkehr Deutschlands zur Kernkraft eine logische und rationale Entscheidung. In einem Interview betonte er, dass Deutschland derzeit das einzige Land weltweit sei, das sich vollständig von der Atomenergie verabschiedet habe. Dies äußerte er am Rande der UN-Klimakonferenz in Baku und wies darauf hin, dass andere Länder, die einen ähnlichen Schritt angekündigt hatten, inzwischen umdenken. Grossi zeigte sich wenig erstaunt darüber, dass nun auch in Deutschland wieder Stimmen laut werden, die eine Rückkehr zur Atomkraft fordern.
Interessanterweise hat Italien vor über 30 Jahren ebenfalls einen vollständigen Atomausstieg vollzogen, doch plant die aktuelle Regierung neuen Atomkraftwerken den Weg zu ebnen. Grossi hob hervor, dass Atomkraftwerke beinahe keine klimaschädlichen Emissionen erzeugen. Daher sei es für die Umwelt gefährlich, gänzlich auf Atomenergie zu verzichten. Viele Länder, die bereits Atomkraft nutzen, streben nach einer Ausweitung, während andere Länder den Einstieg erwägen. Bisher bleibt Deutschland das einzige Land, das sich vollständig zurückgezogen hat.
Zusätzlich entbrannte innerhalb der deutschen Politik erneut eine Debatte. CDU und CSU kritisierten kürzlich das Abschalten der letzten Atomkraftwerke im April 2023 als ideologisch motivierte Fehlentscheidung inmitten der Energiekrise. Es müsse geprüft werden, ob unter vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand die Wiederaufnahme des Betriebs möglich sei. Nach der Katastrophe von Fukushima hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Atomausstieg eingeleitet, und trotzdem betonte Grossi, dass er die demokratisch getroffenen Entscheidungen Deutschlands nicht infrage stellen wolle.