Die politische Debatte über die Zukunft der syrischen Flüchtlinge in Europa nimmt Fahrt auf. Seit dem Sturz von Diktator Bashar al-Assad fordern zahlreiche europäische Politiker die Rückkehr der über einer Million syrischen Flüchtlinge in ihre Heimat. Doch die Betroffenen, die vor dem 13 Jahre andauernden Bürgerkrieg geflohen sind, sind skeptisch. Die politische Unsicherheit nach der jüngsten Rebelleneroberung von Damaskus und die zerstörte Infrastruktur erschweren eine Rückkehr. Omar al-Hajjar, ein 54-jähriger Mann aus Aleppo, der in Deutschland lebt, bringt es auf den Punkt: "Die Situation in Syrien ist sehr schwierig." Charmant, aber bestimmt wird Migration zum zentralen Thema im bevorstehenden Wahlkampf in Deutschland. Während einige Politiker der CDU und AfD baldige Rückkehrforderungen stellen, weigert sich Omar al-Hajjar, der mit seiner Familie nach Berlin umgesiedelt ist, diesem Ruf zu folgen. Ihm fehlen ein funktionierender Staat und institutionelle Strukturen im kriegsgebeutelten Syrien. Deutschland, gefolgt von Großbritannien und anderen EU-Ländern, hat als erstes Land die Annahme von Asylanträgen gestoppt. Indessen ernten solche Entscheidungen, wie die geplante "Rückführungs- und Abschiebemaßnahme" Österreichs, Kritik. Pro Asyl mahnt mehr Verantwortungsbewusstsein der Politik an. Derweil wächst unter der Exil-Gemeinschaft Vorfreude, aber auch Skepsis. Joumana Seif, Berliner Anwältin und Aktivistin, möchte in die Heimat zurückkehren, sorgt sich aber über die Rolle von Hayat Tahrir al-Sham, der islamistischen Rebellengruppe. Selbst in Zypern kehren einige Flüchtlinge freiwillig zurück. Allerdings kritisiert Thabet Abbarah, Präsident der Freien Syrischen Gemeinschaft, das überstürzte Handeln: "Es ist ein schwerer Fehler". Angesichts eines andauernd instabilen Syrien, fehlender staatlicher Organe und israelischer Territorialgewinne fürchten viele um ihre Sicherheit und Zukunft. In Rom, bei HummusTown, herrscht gemischte Stimmung. Trotz Erleichterung über Assads Sturz herrscht Vorsicht vor ungewissen Zeiten. Die Unsicherheit spiegelt sich auch in Deutschland wider, besonders bei Familien mit schulpflichtigen Kindern. So erwägt Ammar al-Rifai einen Verbleib, bis ausreichend Sicherheit in Syrien herrscht. Juristisch ist die Debatte noch nicht zu Ende. Thomas Oberhäuser von der Deutschen Anwaltsvereinigung betont, dass erst die Sicherheit und Rechte in Syrien gewährleistet sein müssen. Die Arbeitsmarktlage in Deutschland könnte zudem durch die Abwanderung der syrischen Ärzte belastet werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der durchsickerten die Sorge über die Folgen für das Gesundheitssystem.