Die weltweite Nachfrage nach Diesel, dem Treibstoff, der als Rückgrat der globalen Wirtschaft gilt, steht in diesem Jahr vor einem seltenen Rückgang. Nach Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Verbrauch an Diesel und ähnlichen Treibstoffen um 258.000 Barrel pro Tag sinken. Dies wäre, abgesehen von der Pandemie, der größte Rückgang seit 2016 und eine der wenigen Senkungen der letzten 15 Jahre.
Diese eher moderate Verringerung ist bemerkenswert, wenn man den umfassenderen Kontext einer täglichen Diesel-Nachfrage von über 28 Millionen Barrel weltweit betrachtet. Diesel, entscheidend für den Transportsektor und zahlreiche Industrien wie Landwirtschaft und Bauwesen, hat bislang als Hauptantrieb für das Wachstum der Ölnachfrage gegolten. "Die Zeiten, in denen Diesel das Wachstum der Ölnachfrage anführte, sind vorbei", bemerkte Vikas Dwivedi, globaler Energiestratege bei der Macquarie Group.
In China haben wirtschaftliche Herausforderungen wie ein Rückgang im Bauwesen und der Vormarsch von mit Flüssigerdgas betriebenen LKWs die Diesel-Nachfrage gedämpft. In Indien verzeichneten Dieselverkäufe von Januar bis Oktober einen Anstieg von nur 1,8 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 2020. Gleichzeitig verzeichnen die USA hohe Lagerbestände und ein Marktumfeld, das auf ein Überangebot hindeutet, zum ersten Mal seit der Pandemie in dieser Jahreszeit.
In Nordwesteuropa bleiben die Diesellagerbestände über dem saisonalen Durchschnitt, und Händler zeigen eine eher pessimistische Sichtweise. Zwar gibt es unterschiedliche Dieselarten für diverse Anwendungsbereiche, doch das Gesamtbild deutet auf einen signifikanten Wandel im Dieselmarkt hin.