29. März, 2025

Unternehmen

Rückendeckung für General Atlantic – aber auf kleiner Flamme

Nach internen Spannungen erlaubt der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 dem US-Investor General Atlantic nun doch den Einstieg – wenn auch zu deutlich reduzierten Konditionen. Für den Medienkonzern bedeutet der Deal einen Befreiungsschlag mit Risiko.

Rückendeckung für General Atlantic – aber auf kleiner Flamme
Die Aktie reagiert zurückhaltend – Anleger zeigen sich skeptisch über den Preis des Rückzugs aus Parship und Co.

Ein Deal, der keiner sein sollte

Noch Anfang der Woche galt der Einstieg von General Atlantic bei ProSiebenSat.1 als gescheitert. Interne Widerstände, Bedenken über die Einflussnahme und Unmut über die Bewertung hatten das Vorhaben blockiert.

Nun aber die Kehrtwende: Der Aufsichtsrat hat einem modifizierten Vertrag zugestimmt. Damit darf der US-Finanzinvestor mit einer Beteiligung von 2,5 Prozent bei dem Medienkonzern einsteigen. Der Weg für den Verkauf des Vergleichsportals Verivox ist damit ebenfalls frei – ein zentrales Puzzlestück im Restrukturierungsplan von CEO Bert Habets.

Quelle: Eulerpool

General Atlantic bekommt Paket für 38 Mio.

Im Detail übernimmt ProSiebenSat.1 im Gegenzug die Minderheitsanteile von General Atlantic an der NuCom Group sowie an der ParshipMeet Group. Die Amerikaner erhalten dafür 2,5 Prozent der Aktien am Konzern – deren Marktwert liegt bei rund 38 Millionen Euro – plus zehn Millionen Euro in bar.

Außerdem winkt ein weiterer Bonus: Sobald ProSiebenSat.1 den angekündigten Exit aus ParshipMeet vollzieht, fließen weitere 50 Millionen Euro an General Atlantic.

Quelle: Eulerpool

Der Haken: Der Einstieg ist nur dann wirksam, wenn der Verkauf von Verivox gelingt. Ohne diesen Schritt bleibt der Deal in der Warteschleife. Damit ist das operative Risiko nicht unerheblich – denn Verivox ist kein Selbstläufer.

Viel Lärm um weniger Einfluss – aber mit Symbolkraft

Noch im ursprünglichen Entwurf hätte General Atlantic über Wandelanleihen bis zu zehn Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1 übernehmen können – ein Hebel, der intern auf erheblichen Widerstand gestoßen war. Kritiker fürchteten eine Aushöhlung der Kontrolle zugunsten eines Finanzinvestors mit eigenen Interessen.

Der jetzt abgespeckte Einstieg ist in gewisser Weise ein Kompromiss. General Atlantic bekommt ein symbolisches Paket, das strategisch eingebettet ist – ohne die Tür zur Mehrheit aufzustoßen. Für ProSiebenSat.1 ist es ein Befreiungsschlag, um sich von verlustreichen Randaktivitäten wie Verivox und der Partnervermittlung Parship zu lösen.

ProSiebenSat.1 muss tief in die Tasche greifen, um sich frühere Partnerschaften zurückzukaufen – ein teurer Strategiewechsel.

Medienkonzern sucht seine Mitte

Die ParshipMeet Group gilt als Klotz am Bein – der Wachstumszauber im Online-Dating-Sektor ist längst verflogen. Verivox wiederum ist in einem Preisvergleichsmarkt aktiv, der unter Margendruck steht und nur schwer skalierbar ist. Mit dem Deal kann ProSiebenSat.1 endlich das E-Commerce-Konglomerat NuCom verschlanken und sich auf das Kerngeschäft TV und Entertainment konzentrieren – ein längst überfälliger Schritt.

Dass der Konzern selbst für die Rückübernahme der NuCom-Bestandteile Geld auf den Tisch legen muss, zeigt allerdings auch: Die damalige Expansion mit General Atlantic war teuer – und strategisch fragwürdig. Nun soll der Rückbau gelingen, ohne allzu viel Porzellan zu zerschlagen.

Aktienkurs zeigt: Euphorie bleibt aus

Trotz der positiven Neuordnung blieb der große Befreiungsschlag an der Börse aus. Die Aktie notierte im XETRA-Handel am Freitagvormittag leicht im Minus bei 6,47 Euro. Analysten sehen das gespalten: Während einige den Deal als notwendigen Schritt zur Fokussierung sehen, halten andere den Preis für hoch – vor allem angesichts des überschaubaren Einflusses, den General Atlantic künftig ausübt.

Am Ende bleibt ein Geschmäckle

Für CEO Bert Habets ist der nun abgesegnete Kompromiss ein Etappensieg. Er kann mit dem Rückkauf der Anteile eine Altlast bereinigen – doch zu welchem Preis? Dass der Konzern dafür Aktien und Cash ausgibt, um sich aus früheren Beteiligungen zu lösen, wirft kein gutes Licht auf frühere strategische Allianzen. Der Einfluss General Atlantics bleibt überschaubar – die Symbolik dafür umso größer.

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