12. Dezember, 2024

Wirtschaft

Rubel-Sturz: Sanktionen und Unsicherheit erschüttern Russlands Wirtschaft

Russlands Währung fällt auf ein Rekordtief, während westliche Sanktionen die Finanzarchitektur des Landes ins Wanken bringen. Die Folgen sind weitreichend – für Rubel, Handel und Bevölkerung.

Rubel-Sturz: Sanktionen und Unsicherheit erschüttern Russlands Wirtschaft
Mit über 114 Rubel pro US-Dollar erreicht die russische Währung ihren schwächsten Wert seit Beginn des Ukraine-Kriegs – ein Verlust von 24 Prozent in wenigen Tagen.

Der Rubel unter Druck

Es war eine Woche, die Russlands Wirtschaft tief erschütterte: Binnen weniger Tage fiel der Rubel auf über 114 pro US-Dollar – ein Wert, der zuletzt im ersten Monat des Ukraine-Kriegs erreicht wurde.

Noch dramatischer: Der Rubel verlor in kürzester Zeit über 24 Prozent seines Wertes. Obwohl die russische Zentralbank schnell Gegenmaßnahmen ergriff, darunter den Stopp von Devisenkäufen aus Öleinnahmen, bleibt der Kurs auf einem historischen Tiefstand.

Dieser Einbruch ist mehr als nur ein Symbol der wirtschaftlichen Schwäche. Er zeigt, dass Russlands Finanzsystem den Druck neuer US-Sanktionen und zunehmender globaler Isolation nicht länger unbeschadet aushält.

Neue Sanktionen, alte Probleme

Der aktuelle Einbruch hat einen klaren Auslöser: Am 21. November kündigte das US-Finanzministerium neue Sanktionen gegen 50 russische Finanzinstitute an, darunter die strategisch wichtige Gazprombank. Diese Maßnahme trifft nicht nur die Bank direkt, sondern erschwert auch Zahlungen im russischen Außenhandel massiv.

„Die Sanktionen gegen die Gazprombank könnten die gesamte Finanzarchitektur Russlands dramatisch verändern,“ erklärt Vladislav Inozemcev, ein russischer Ökonom.

Neue US-Strafmaßnahmen gegen 50 russische Finanzinstitute, darunter die Gazprombank, erschweren Russlands Handel und destabilisieren die Finanzarchitektur des Landes.

Die Bank war lange Zeit von westlichen Strafmaßnahmen verschont geblieben, da sie zentrale Abrechnungen für den europäischen Gasmarkt abwickelte. Doch mit dem Ende der Ausnahmen drohen Verzögerungen und Verteuerungen im Handel, während alternative Zahlungswege mühsam gesucht werden müssen.

Kapitalflucht und eingefrorene Gelder

Zusätzlich verstärken Kapitalflucht und eingefrorene Exporterlöse die Abwertung des Rubels. Milliarden von Dollar wurden in den vergangenen Wochen aus Russland transferiert, vor allem nach Kasachstan. Dort harren russische Staatsanleihen, die ursprünglich westlichen Investoren gehörten, auf ihre Abwicklung.


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Diese Verlagerungen verdeutlichen das Misstrauen, das selbst in "freundlichen Staaten" wie Kasachstan herrscht. Zudem stecken Schätzungen zufolge dreistellige Milliardenbeträge an Exporterlösen auf ausländischen Konten fest – Gelder, die Russland dringend für seinen Haushalt benötigen würde.

Inflation und wirtschaftliche Folgen

Die Abwertung des Rubels hat direkte Auswirkungen auf die Inflation, die nach offiziellen Angaben bei 8,5 Prozent liegt, laut inoffiziellen Schätzungen jedoch weitaus höher ausfallen könnte. Besonders importierte Waren verteuern sich rasant, was die Bevölkerung weiter belastet.

„Die Rubelabwertung heizt die Inflation zusätzlich an,“ erklärt Vasily Astrov vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche. Auch wenn der Konsum durch steigende Löhne gestützt wird, dürfte das Wirtschaftswachstum in Russland in den kommenden Monaten stark gebremst werden.

Politische Beschwichtigungen und fragwürdige Vorteile

Offizielle Stellen in Russland versuchen derweil, den Kursverfall herunterzuspielen. Während Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow betont, dass die meisten Russen ihre Gehälter ohnehin in Rubel erhalten, lobte Finanzminister Anton Siluanow die Abwertung als Vorteil für Exporteure.

Doch Experten widersprechen: „Die Inflation ist bereits zu hoch, um die zusätzlichen Einnahmen aus einem schwachen Rubel als Vorteil zu werten,“ sagt Ex-Zentralbankvize Oleg Vjugin.

Der nächste Schlag

Die neuen Sanktionen sind kein einmaliger Effekt, sondern Teil einer langfristigen Strategie, Russlands Wirtschaft zu schwächen. Besonders die Drohung, Sekundärsanktionen gegen Banken in Drittländern zu verhängen, trifft Russlands Handel empfindlich. Geldinstitute in China, der Türkei oder den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden bereits gewarnt, Transaktionen mit Russland weiter einzuschränken.

Die Folgen sind deutlich spürbar: Exporteure kämpfen nicht nur mit sinkenden Erlösen, sondern auch mit steigenden Kosten durch Zwischenhändler und Umgehungsstrukturen. „Russland muss sich immer neue Wege suchen, um seine Finanzströme aufrechtzuerhalten – das wird Zeit und Geld kosten,“ erklärt Astrov.