Die Stimmung bei der RTL-Gruppe ist aktuell gedämpft, da sowohl der schwächelnde TV-Werbemarkt als auch fehlende Einnahmen aus der Inhaltsproduktion das Jahresergebnis belasten. Auch steigende Programmkosten tragen zur pessimistischen Einschätzung von Konzernchef Thomas Rabe für 2023 bei. Diese Entwicklungen führten zu einem deutlichen Kursrückgang der Aktie, die am Mittwoch ein Rekordtief erreichte.
In der ersten Handelsstunde des Tages erlebte das im MDax gelistete Papier einen Rückgang von bis zu neun Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs damit bereits über ein Viertel seines Werts eingebüßt. Analystin Annick Maas von Bernstein bemerkte, dass die Quartalszahlen unerwartet schwach ausfielen, was eine Korrektur der Markterwartungen nach unten begünstigte. Auch die Aktien des Wettbewerbers ProSiebenSat.1 verloren 1,4 Prozent an Wert.
Der RTL-Konzern prognostiziert für das laufende Jahr einen Umsatz von lediglich 6,3 Milliarden Euro – eine Abweichung von der ursprünglich erhofften 6,6 Milliarden Euro. Der Umsatzrückgang im dritten Quartal um 5,5 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen RTL konfrontiert ist. Die Olympischen Spiele, die von öffentlich-rechtlichen Konkurrenten übertragen wurden, sowie ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld in Deutschland und Frankreich wirkten sich negativ auf die Werbungseinnahmen aus.
Auch die Produktionstochter Fremantle konnte nicht wie erhofft zur Umsatzsteigerung beitragen. Der globale Markt für Inhalte aus Bereichen wie Unterhaltung und Drama entwickelte sich schwächer als erwartet, sodass das Umsatzziel von drei Milliarden Euro für Fremantle nun auf 2026 vertagt wurde. Der bereinigte operative Gewinn für das Gesamtjahr wird vorsichtigerweise am unteren Ende der prognostizierten Spanne von 700 bis 800 Millionen Euro angesetzt.
2024 werden insbesondere die hohen Lizenzkosten für die Uefa-Euro-Spiele eine große Herausforderung darstellen, während Investitionen in das Streaminggeschäft, insbesondere bei M6+ in Frankreich, erhöhte Anlaufverluste mit sich bringen.
Trotz dieser Widrigkeiten verzeichnet die RTL-Gruppe bei ihren Streaming-Diensten einen erfreulichen Zuwachs auf 6,5 Millionen Abonnenten, was einer Steigerung von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.