Der Porzellanhersteller Rosenthal zieht Konsequenzen aus seiner angespannten Lage und wird die Herstellung künftig auf seinen traditionsreichen Hauptstandort Selb konzentrieren. Im Zuge dessen steht die Schließung der Produktionsstätte in Speichersdorf bis Ende 2026 an. Einhergehend mit dieser Maßnahme wird es zu einem Stellenabbau kommen, dessen Details noch in Abstimmung mit dem Betriebsrat konkretisiert werden müssen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Als Grund für die Umstrukturierung nennt Rosenthal-Chef Gianluca Colonna die vorhandenen Überkapazitäten sowie die anhaltend niedrigen Erträge, welche in Verbindung mit hohen Arbeitskosten zu erheblichen finanziellen Verlusten führen. Um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen, sei eine Optimierung der Betriebsabläufe unerlässlich.
Mit der Schließung von Speichersdorf setzt Rosenthal auf gezielte Investitionen in Selb, wo mehrere Millionen Euro in den Ausbau einer neuen Fabrikanlage fließen sollen. Darüber hinaus ist die Errichtung eines „Porzellan-Dorfs“ geplant, das als touristische Attraktion die Fertigungsstätte ergänzen soll. Diese Maßnahmen untermauern das Bekenntnis zum Standort Selb, der durch die historische Gründung Philipp Rosenthals und das von Walter Gropius entworfene Fabrikgebäude aus dem Jahr 1967 eine besondere Bedeutung hat.
Die Herausforderungen sind bekannt: sinkende Produktionsmengen, verändertes Konsumverhalten und starke Konkurrenz durch günstigere Importprodukte. Nach Insolvenz 2009 und Übernahme durch die Arcturus Gruppe kämpft Rosenthal nun darum, Tradition mit moderner Effizienz zu verbinden und den Kultstatus des Selber Porzellans zu retten.