Die Automobilwelt erlebt derzeit Turbulenzen, da namhafte Hersteller wie Honda und BMW vorübergehend den Verkauf von Fahrzeugen eingestellt haben. Der Grund: Ein Finanzskandal, der das Potenzial hat, die Dimensionen des PPI-Skandals zu übertreffen. Ausgangspunkt war eine unerwartete Entscheidung des Berufungsgerichts, die die Rechtsgültigkeit von Provisionszahlungen bei Fahrzeugfinanzierungen in Frage stellt.
Anfang der Woche reagierte Honda auf das Urteil, indem es seinen Showrooms untersagte, Fahrzeuge auszuliefern, die über Finanzierungsdeals erworben wurden. Inzwischen hat das Unternehmen neue Interimsmaßnahmen eingeführt, um den Verkauf wieder aufnehmen zu können. BMW folgte einem ähnlichen Pfad und setzte ebenfalls den Verkauf temporär aus, bevor es mit Zwischenlösungen die Auslieferungen wieder aufnahm.
Inmitten der Verunsicherung friert eine Reihe von Kreditgebern vorübergehend ihre Geschäfte ein, während Anwälte sich auf mögliche massive Klagen vorbereiten. Das Urteil erklärt die bisher übliche Praxis der Hinzufügung von Provisionsgebühren zu Finanzierungsvereinbarungen für unrechtmäßig und stellt damit etablierte Geschäftsmodelle infrage.
Ein bedeutendes Problem: Provisionsbeträge wurden oft nicht gesondert ausgewiesen und flossen in die Zinsberechnungen ein. Nun überlegen Branchenteilnehmer, wie sie mit der Rechtsunsicherheit umgehen können. Viele haben bereits Systeme eingeführt, die Provisionsinformationen offenlegen, um den regulären Geschäftsgang zu gewährleisten. Doch ob der Oberste Gerichtshof das Urteil kippen könnte, bleibt offen, was die Möglichkeit erheblicher Sammelklagen in den Raum stellt.
Anwälte arbeiten seit Jahren daran, mögliche Kläger zu identifizieren. Ein Juristenbüro berichtet, bereits über eine Million potenzielle Anspruchsteller zu haben. Ein hochrangiger Manager der Autoindustrie warnte am Donnerstag, sollte alle über die vergangenen zwei Jahrzehnte gezahlten Provisionen rückzahlbar werden, könnte dies zu einem „Marktversagensszenario“ führen.