15. September, 2024

Technologie

Rivians Widerstandskraft: Ist das Vertrauen gerechtfertigt?

Rivians Widerstandskraft: Ist das Vertrauen gerechtfertigt?

In der schnelllebigen Welt der Elektrofahrzeuge ist die Existenzfrage für junge Unternehmen allgegenwärtig. Zahlreiche Startups versprachen revolutionäre Technologien, nur um letztlich zu scheitern – Beispiele sind Henrik Fisker und James Dyson, deren Anläufe in der Branche unglücklich endeten. Selbst ein Technologie-Gigant wie Apple konnte sein E-Auto-Projekt nicht zum Erfolg führen.

Das Vertrauen in die vielen von Risikokapital finanzierten EV-Startups bleibt daher fragil. Wie Ana Gasteyers fiktiver CEO in der Serie "American Auto" treffend bemerkte: “Tech-Startups sind wie Rubbellose: Niemand weiß, welches Gewinn bringt, also kauft man am besten gleich mehrere." Doch beim Kauf eines Rivian, der in die Preiskategorie von $70K fallen kann, spielt man nicht mit dem Geld anderer Leute. Ein Scheitern hat weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben des Käufers.

Rivian hat mit einem Paukenschlag debütiert. Das Unternehmen sicherte sich eine Verpflichtung von Amazon zum Kauf seiner elektrischen Lieferwagen und eine Milliarde Dollar von Ford, die beabsichtigten, Rivians Technologie für ihre eigenen EVs zu nutzen. Ford verfolgte diesen Plan zwar nicht weiter, konnte aber aus seiner Investition dennoch erfolgreich Kapital schlagen.

Der Gründer und CEO R.J. Scaringe war ein Vorzeigeunternehmer der neuen EV-Welle. Mit der Akquisition eines verlassenen Montagewerks in Illinois, das zuvor von Mitsubishi und Chrysler genutzt wurde, sicherte Rivian sich erfahrene Arbeitskräfte und Produktionskapazitäten. Der Vergleich zu Teslas Übernahme eines Toyota-Werks in Kalifornien drängte sich auf.

Rivian bringt darüber hinaus fundiertes Know-how mit. Zu den Errungenschaften zählen ein Ingenieurszentrum in der Nähe von Detroit, diverse Einrichtungen in Kalifornien sowie 13,5 Milliarden Dollar, die bei dem Börsengang 2021 eingesammelt wurden. Die positiven Kritiken der ersten beiden Fahrzeuge, R1S und R1T, unterstreichen das Potenzial des Unternehmens.

Während die Automobilbranche hochkompetitiv und kapitalintensiv ist, sind große, etablierte Hersteller wegen ihrer tiefen Verflechtungen in Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt und Finanzsystemen schwer umzustürzen. Im Gegensatz dazu sind neue EV-Spezialisten wie Rivian weitaus vulnerabler.

Nichtsdestotrotz gibt es gute Gründe, an Rivians Beständigkeit zu glauben. Die kürzlich getroffene Vereinbarung mit Volkswagen über eine Zahlung von 5 Milliarden Dollar stärkt Rivians Position erheblich. Der deutsche Automobilriese erkannte damit implizit an, dass seine eigenen milliardenschweren EV-Bemühungen ins Stocken geraten sind und Rivians Know-how dringend benötigt wird.

Wie Sam Abuelsamid von Guidehouse Insights anmerkte, verbessert der VW-Deal Rivians Chancen erheblich, während das Unternehmen die Produktion neuer Fahrzeuge hochfährt. Hinzu kommen bedeutende Produktupdates für die Modelle R1T und R1S sowie geplante, preisgünstigere SUVs.

Mit dieser Strategie hat Rivian die entscheidende Hürde überwunden, wie Stephanie Brinley von IHS Global Mobility bestätigt.