Rivian Automotive hat seit seinem Börsengang 2021 mehr Potenzial als greifbare Ergebnisse gezeigt. Trotz hervorragendem Design und Leistung gelingt es dem Management nicht, diese Stärken in nachhaltigen Aktionärswert umzusetzen. Produktions- und Lieferzahlen bleiben regelmäßig hinter den Erwartungen zurück, während die Konkurrenz im Luxus-SUV-Segment der Elektrofahrzeuge wächst.
Im dritten Quartal fiel die Fahrzeugauslieferung um 36 % im Vergleich zum Vorjahr auf lediglich 10.018 Einheiten, während Analysten mit 13.000 Einheiten gerechnet hatten. Zudem korrigierte Rivian sein Produktionsziel für 2024 von 57.000 auf 47.000 bis 49.000 Fahrzeuge nach unten.
Die Unternehmensführung macht Produktionsstörungen und Lieferengpässe für das Defizit verantwortlich, doch scheinen Investoren dieser Erklärungen überdrüssig zu werden. CEO R.J. Scaringe hatte versprochen, im vierten Quartal die Bruttogewinnschwelle zu erreichen, ein Ziel, das mit einem Bruttoverlust von fast 33.000 Dollar pro Fahrzeug im zweiten Quartal nahezu unerreichbar scheint.
Während die Einnahmen im zweiten Quartal nur um 3,3 % auf 1,16 Millionen Dollar wuchsen, stiegen die Bruttoverluste um 9,5 % auf 451 Millionen Dollar an. Rivian hat zwar 5,8 Milliarden Dollar in bar, kann aber nur wenige Quartale mit derart hohen Verlusten überstehen. Zur Deckung von Liquiditätsengpässen hat das Unternehmen 2023 über Anleihen und Wandelanleihen 2,8 Milliarden Dollar aufgenommen, was allerdings auch den Anteil der Aktionäre verwässern könnte und Insolvenzgefahr birgt.
Die Zeit der hohen Bewertungen allein auf Basis der Existenz ist vorbei, insbesondere da traditionelle Autohersteller wie General Motors erhebliche Fortschritte im Bereich der Elektrofahrzeuge erzielen. GM konnte im dritten Quartal seine Verkäufe um 60 % auf 32.095 Einheiten steigern, wobei der Lyriq von Cadillac direkt mit Rivians kommendem R2 konkurriert.
Trotz alledem ist es noch verfrüht, Rivian abzuschreiben. Investoren sollten geduldig auf überzeugende Fortschritte in Richtung Profitabilität warten. Für jene, die denken, dass sie eine große Investitionsmöglichkeit verpasst haben, gibt es gute Nachrichten: Gelegentlich empfiehlt unser Expertenteam Aktien, die kurz vor einem großen Sprung stehen könnten.