Die Nutzung von Notfallersparnissen zur Tilgung von Schulden scheint eine kluge finanzielle Entscheidung zu sein. Doch wie riskant ist dieser Schritt wirklich? Experten zufolge muss dieser Entschluss sorgfältig abgewogen werden.
Laut Abid Salahi, Mitbegründer von FinlyWealth, sei es generell nicht ratsam, die gesamte Notfallreserve zur Schuldentilgung zu verwenden, da dies zu einer finanziellen Verwundbarkeit führen kann. Allerdings gebe es Szenarien, in denen eine solche Maßnahme sinnvoll sein könnte, insbesondere wenn es sich um hochverzinsliche Kreditkartenschulden handelt.
Kreditkartenschulden können Zinssätze von über 20% APR aufweisen. In solchen Fällen könnte es finanziell klug sein, einen Teil des Notfallfonds zur Schuldentilgung zu verwenden. Beispielsweise könnte eine Zahlung von 5.000 Dollar aus einem Notfallfonds von 15.000 Dollar, um eine Kreditkartenschuld von 10.000 Dollar bei 20% APR zu tilgen, rund 1.000 Dollar an Zinsen pro Jahr einsparen. Diese Strategie setzt jedoch voraus, dass man sich seiner Arbeitsplatzsicherheit sicher ist und den Notfallfonds zügig wieder aufbauen kann.
Es ist wichtig, eine finanzielle Pufferzone einzuhalten. Mindestens drei Monate an Lebenshaltungskosten sollten im Notfallfonds verbleiben, selbst nach der Schuldentilgung. Dies schützt vor unerwarteten Ausgaben oder einem möglichen Arbeitsplatzverlust.
Für Hypothekenschulden, die in der Regel niedrigere Zinssätze haben, sieht Salahi die Nutzung von Notfallfonds zur Tilgung als weniger vorteilhaft an. Bei einer Hypothekenverzinsung von etwa 4% sei der Opportunitätsverlust gering, und es könnte sinnvoller sein, das Geld zu investieren oder liquide für Notfälle zu halten.
Bei Studentenkrediten hänge die Entscheidung stark vom Zinssatz und der individuellen finanziellen Situation ab. Bundesstudentenkredite haben oft niedrigere Zinssätze und flexiblere Rückzahlungsoptionen als private Darlehen. Bei privaten Studentendarlehen mit Zinssätzen über 7%-8% könnte die Nutzung des Notfallfonds zur Tilgung sinnvoll sein – vor allem bei stabilen Einkommensverhältnissen und gut gefüllten Notfallreserven.
Ein Fallbeispiel: Teddi besaß 20.000 Dollar im Notfallfonds und hatte 15.000 Dollar Schulden bei einem privaten Studentenkredit mit 9% Zinsen. Sie entschied sich, 10.000 Dollar aus dem Notfallfonds zur Schuldentilgung zu verwenden, sparte dadurch rund 900 Dollar an Zinsen im Jahr und konnte den restlichen Schuldbetrag schneller tilgen, während sie immer noch eine Reserve für vier Monate hatte.
Der Schlüssel liegt in der Balance zwischen Schuldentilgung und finanzieller Sicherheit. Bevor der Notfallfonds zur Schuldentilgung verwendet wird, sollten strategische Überlegungen angestellt werden. Denn das vorrangige Ziel des Notfallfonds besteht darin, vor unerwarteten finanziellen Problemen zu schützen.
Laut Salahi haben Klienten, die eine starke Notfallreserve aufrechterhalten und gleichzeitig hochverzinsliche Schulden strategisch tilgen, langfristig bessere finanzielle Ergebnisse. Sie sind besser gerüstet für unerwartete Ausgaben, ohne wieder in Schulden zu verfallen, was zu einer stabileren finanziellen Situation führt.