09. Oktober, 2024

Märkte

Risiken in der Ölkrise: Warum die Märkte gelassen bleiben

Risiken in der Ölkrise: Warum die Märkte gelassen bleiben

Die derzeitigen geopolitischen Spannungen im Nahen Osten haben die Aktienmärkte ebenso wenig durcheinandergewirbelt wie die Ölpreisentwicklung. Rückblickend auf frühere Konflikte, wie etwa die Invasion Israels im Libanon 2006, bei der die Ölpreise um 10 % auf rund 80 US-Dollar pro Barrel anstiegen, erscheint die aktuelle Reaktion der Märkte fast zurückhaltend. Die Situation ist derzeit jedoch weitaus angespannter, mit schwereren Kämpfen und weitreichenden militärischen Aktionen, einschließlich der Gefährdung der Ölversorgung.

Während die Märkte 2006 mögliche Gefahren bereits im Voraus einkalkulierten, scheint das Vertrauen heute größer zu sein. US-Präsident Joe Biden appellierte kürzlich an Israel, alternative Strategien in Betracht zu ziehen, um Ölattacken zu vermeiden, was erneut einen Anstieg um 10 % zur Folge hatte. Doch die allgemeine Marktreaktion bleibt gedämpft, da die „Kriegspämie“ schneller verfliegt und die Volatilität insgesamt geringer geworden ist.

Dies liegt nicht zuletzt an der veränderten Struktur der Ölversorgung: Die USA sind mittlerweile der weltweit größte Ölproduzent und weniger abhängig von Lieferungen aus dem Nahen Osten. Weiterhin engagieren sich westliche Nationen stärker, um Versorgungslücken durch strategische Reserven zu kompensieren und Ölpolitik zu flexibilisieren, vergleichbar mit der Handhabung von Zentralbanken bei der Stabilisierung der Finanzmärkte.

Außerdem hat sich die Fähigkeit von ölproduzierenden Ländern, sich von Ausfällen zu erholen, deutlich verbessert, was das Vertrauen der Märkte stärkt. Der zunehmende Handel mit Öloptionen bietet nun kostengünstige Absicherungen, die früher nicht vorhanden waren. Ebenfalls tragen neue Technologien, darunter kommerzielle Satellitenüberwachung, zu einer transparenteren Informationslage bei, wodurch Spekulationen reduziert werden.

Die Stabilität der Märkte obliegt jedoch einem Hauch von Illusion, denn ein potenzielles Worst-Case-Szenario könnte die aktuellen Preisveränderungen weit übertreffen, wenn regionale Konflikte unkontrollierbar eskalieren.