07. Oktober, 2024

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Rio Tinto und der schwierige Spagat bei der Arcadium-Übernahme

Rio Tinto und der schwierige Spagat bei der Arcadium-Übernahme

Jakob Stausholm, CEO von Rio Tinto, sieht sich mit den Herausforderungen seiner eigenen Worte konfrontiert, da er die Geschäfte des Unternehmens im Hinblick auf eine mögliche Übernahme von Arcadium Lithium in die Mangel nimmt. Beide Unternehmen bestätigten die Gespräche, die bereits am vergangenen Freitag von Reuters publik gemacht worden waren. Stausholm hatte erst vor zwei Monaten betont, dass Synergien die Prämie übersteigen müssen, damit eine Übernahme sinnvoll ist—aussagen, die nun auf die Probe gestellt werden.

Arcadiums Geschäftsfeld deckt sich mit Stausholms strategischen Plänen für den Abbau von Lithium, einem entscheidenden Rohstoff für Batterien in der Energiewende. Rio Tinto, mit einem Unternehmenswert von 118 Milliarden Dollar, plant die Entwicklung einer Mine in Serbien und den Produktionsstart in Argentinien. Arcadium selbst betreibt bereits Minen und Anlagen in Australien, Kanada und weiteren Ländern und zählt Branchenriesen wie Tesla und BMW zu seinen Kunden.

Das Timing für den Erwerb könnte kaum passender sein. Arcadium, einst durch die Fusion zweier Unternehmen im Mai letzten Jahres fast 11 Milliarden Dollar wert, hat unter dem Druck von Überangebot und verlangsamtem Wachstum im Bereich Elektrofahrzeuge einen Marktwert von aktuell nur noch 3 Milliarden Dollar. Kostensenkungspotenziale bieten sich an: Ein Teil von Arcadiums Aktivitäten liegt in der Nähe von Rios Rincon-Lithium-Projekt in Argentinien, wo bereits signifikante Einsparungen identifiziert wurden.

Unter der Annahme, dass Rio 20% der jährlichen Kosten von etwa 850 Millionen Dollar reduzieren könnte, würde dies den Aktionären nach Steuern und Kapitalisierung einen Wert von 1,2 Milliarden Dollar bringen. Damit ließe sich ein Aufschlag von 40% auf den aktuellen Marktwert rechtfertigen. Doch die große Frage bleibt, ob das ausreicht: Die Einschätzungen zur Bewertung von Arcadium gehen auseinander, der mögliche Preis bewegt sich laut Reuters zwischen 4 und 6 Milliarden Dollar. Ein Investor, Blackwattle Investment Partners, argumentiert gar für einen Wert von mindestens 8 Milliarden Dollar.

Stausholm steht nun vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er ein Geschäft aufgeben, das seine M&A-Politik nicht erfüllt, oder in die Tasche greifen und seinen Anlegern erklären, warum er seine eigene finanzielle Vorsicht überwindet?