Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto gerät unter Druck: Investoren fordern eine einheitliche Börsennotierung, doch das Management verweigert eine Prüfung. Damit eskaliert der Streit um den Unternehmenswert und die zukünftige Strategie.
Investoren fordern radikalen Kurswechsel
Der Londoner Hedgefonds Palliser Capital fordert seit Monaten eine grundlegende Neuordnung von Rio Tintos Börsennotierung. Der Konzern ist derzeit doppelt gelistet – sowohl an der London Stock Exchange (LSE) als auch an der Australian Securities Exchange (ASX).
Laut Palliser schmälert diese Struktur den Shareholder Value und erschwert eine effiziente Kapitalbeschaffung. Der Fonds verlangt eine Prüfung, ob eine Vereinheitlichung der Notierung auf eine Börse – bevorzugt in Australien – im besten Interesse der Aktionäre wäre.
Unterstützt wird die Forderung von den mächtigen Stimmrechtsberatern Glass Lewis und Institutional Shareholder Services (ISS), die weltweit Einfluss auf Großinvestoren haben. Sie argumentieren, dass die Doppel-Notierung ineffizient sei und die Aktie langfristig ausbremsen könnte.
Rio Tinto bleibt stur
Das Management von Rio Tinto bleibt jedoch bei seiner bisherigen Strategie. Am Mittwoch teilte der Konzern mit, dass das Board of Directors einstimmig gegen eine solche Prüfung stimme.
Externe Berater hätten bereits geprüft, ob die Doppel-Notierung ein Nachteil sei, und seien zum Schluss gekommen, dass das aktuelle Modell sowohl für das Unternehmen als auch für die Aktionäre vorteilhaft sei.
„Wir sehen keine Notwendigkeit für eine Umstrukturierung“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Die Struktur ermögliche es Rio Tinto, die Vorteile beider Märkte zu nutzen und einen breiten Anlegerkreis zu erreichen. Eine Änderung würde zudem immense Kosten verursachen und den Fokus von der langfristigen Wachstumsstrategie ablenken.
Aktienkurs unter Druck
Die Ablehnung der Prüfung hat unmittelbare Folgen: Die Rio Tinto-Aktie gab in London zeitweise um 0,23 Prozent auf 48,96 Pfund nach. Anleger reagieren zurückhaltend, da sie befürchten, dass Rio Tinto mit seiner starren Haltung Wachstumspotenzial verschenkt.
Palliser Capital zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung und kündigte an, weiter Druck auf das Management auszuüben. „Rio Tintos Führung ignoriert klare Signale des Marktes“, sagte ein Sprecher des Hedgefonds.
Langfristige Folgen ungewiss
Die Debatte zeigt die wachsenden Spannungen zwischen Aktionären und Unternehmensleitung. Während Investoren eine Neuausrichtung fordern, setzt Rio Tinto auf Beständigkeit. Ob das Unternehmen mit dieser Strategie langfristig Erfolg hat oder sich dem Druck der Märkte beugen muss, bleibt abzuwarten.
Fest steht: Die Diskussion um die Zukunft von Rio Tinto wird weitergehen – und könnte bei der nächsten Hauptversammlung erneut eskalieren.
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