Der russische Rubel schwächelt im Vergleich zu anderen Währungen und stellt das Kreml vor die Herausforderung, die Verbraucherpreisinflation zu kontrollieren, während gleichzeitig die Kriegsanstrengungen in der Ukraine die Wirtschaft anheizen.
Am Freitag lag der offizielle Zentralbank-Kurs bei 109 Rubel pro US-Dollar. Dieser Wert kennzeichnet eine Erholung von einem Tiefpunkt von 114 Rubel pro Dollar, der Anfang der Woche erreicht wurde. Auch gegenüber dem chinesischen Yuan, der mittlerweile Dollar und Euro im Außenhandel weitgehend ersetzt hat, erlebte der Rubel ähnliche Rückgänge.
Moskauer Bürger, die am Freitag befragt wurden, reagierten gelassen auf die Entwicklung. Die Muscovite Yekaterina, die anonym bleiben wollte, erklärte, dass sie kürzlich eine Anzahlung für einen Urlaub in Ägypten geleistet hat, und äußerte Sorgen über die Restzahlung. Dennoch fügte sie hinzu: „Vielleicht betrifft es nur uns, die gerne reisen. Aber für die russische Wirtschaft ist es nicht so schlimm. Binnentourismus und die heimische Industrie entwickeln sich.“
Semyon war noch unbekümmerter: "Mein Gehalt ist in Rubel, ich zahle Steuern in Rubel, ich kaufe ein Auto und Lebensmittel in Rubel. Warum sollte ich den Dollar benötigen, können Sie mir das bitte erklären?"
Die Regierung jongliert mit der Situation, indem sie Ausgaben im Krieg fördert und gleichzeitig eine stark wachsende Wirtschaft unterstützt. Dies führte zu Inflation, die die Zentralbank dazu zwang, den Leitzins auf erschreckende 21 % anzuheben, um Kreditaufnahme und Ausgaben zu bremsen—ein Umstand, der von Wirtschaftsführern kritisiert wird und Ökonomen dazu veranlasst, eine Verlangsamung der Wirtschaft vorherzusagen. Präsident Wladimir Putin erklärte, dass der jüngste Rückgang mit diversen Faktoren zu tun hat, jedoch keine großen Risiken bestünden. Der Rubel und die Inflation bleiben dennoch zentrale Themen für das Kreml, wie Janis Kluge vom Deutschen Institut für Internationale und Sicherheitspolitik betont. Laut Kluge sind Inflation und Wechselkurse unmittelbare Themen, die die Bürger direkt betreffen.