07. Juli, 2024

Unternehmen

Riesenübernahme: Boeing verschluckt eigenen Zulieferer

Mit einer Übernahme im Wert von über 8 Milliarden Dollar holt sich Boeing den Zulieferer Spirit zurück ins Haus. Das könnte die Weichen für zukünftige Produktionseffizienz stellen, wirft aber Fragen über die Auswirkungen auf die Lieferkette und Innovation in der Branche auf.

Riesenübernahme: Boeing verschluckt eigenen Zulieferer
Boeing hat offiziell bekannt gegeben, Spirit AeroSystems zu übernehmen, um die Kontrolle über die Produktqualität wiederzuerlangen.

Boeing möchte Spirit AeroSystems, einen langjährigen Schlüsselzulieferer übernehmen. Die Akquisition wird fast zwei Jahrzehnte der Produktionsexternalisierung rückgängig machen und ist darauf ausgerichtet, Qualitätssicherung und Produktionseffizienz direkt unter Boeings Dach zu vereinen.

Spirit ist zentral für die Produktion der 737 Max und weiterer Schlüsselmodelle wie die 767, 777 und 787. Die Übernahme, bewertet mit 4,7 Milliarden US-Dollar in Aktien oder 8,3 Milliarden US-Dollar unter Einbeziehung von Spirits Schulden, steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch Regulierungsbehörden und Spirit-Aktionäre.

Quelle: Eulerpool

Qualitätskontrolle zurück im Haus

Nach wiederholten Qualitätsmängeln in den letzten Jahren sieht Boeing die Notwendigkeit, die vollständige Kontrolle über die Produktionsabläufe zu übernehmen.

Ein Vorfall im Januar, bei dem ein Flugzeugteil während des Flugs abgelöst wurde, hat die Dringlichkeit dieser Initiative unterstrichen. Der CEO von Boeing, Dave Calhoun, betonte, dass die Integration von Spirit eine umfassende Harmonisierung der Produktions- und Sicherheitsstandards mit dem Boeing-Team ermöglichen wird.

Die Neuausrichtung zielt darauf ab, die Integrität und Sicherheit der Boeing-Flugzeuge zu stärken und das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.

Ein Blick in die Zukunft

Die Übernahme markiert einen bedeutenden strategischen Wandel für Boeing, das in der Vergangenheit stark auf Outsourcing gesetzt hatte, um Kosten zu reduzieren und die Gewinnmargen zu optimieren. Spirit, ursprünglich Teil von Boeing, wurde 2005 im Zuge der Outsourcing-Bemühungen verkauft.

Der Rückkauf unterstreicht einen Kreislauf in der Industriestrategie, in dem Boeing nun wieder mehr Wert auf interne Fertigung und Qualität legt.

Die Übernahme hat auch signifikante Auswirkungen auf die Marktstruktur in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Boeing plant, bestimmte Teile von Spirits Geschäft an den europäischen Konkurrenten Airbus abzugeben, was die Beziehungen und das Kräfteverhältnis zwischen den größten Akteuren im Markt neu definieren könnte.

Analysten sehen in dieser Entwicklung nicht nur eine Möglichkeit für Boeing, seine Produktqualität zu verbessern, sondern auch eine strategische Positionierung gegenüber Airbus.

Auswirkungen auf Spirit AeroSystems

Für Spirit AeroSystems, das neben Boeing auch Komponenten für andere führende Luft- und Raumfahrtunternehmen herstellt, könnte die Übernahme neue Türen öffnen.

Quelle: Eulerpool

Auch wenn Boeing letztes Jahr 64 Prozent des Nettoumsatzes von Spirit ausmachte, könnte die engere Integration mit Boeing Spirit neue Stabilität und Wachstumspotenzial bieten, insbesondere bei der Entwicklung und Implementierung fortschrittlicher Fertigungstechnologien.