Vom Hype zum Schnäppchen
630.000 Euro – so viel kostet heute ein einst gehyptes Fintech-Startup wie Ride. Das Unternehmen, bekannt für seine Hilfe bei der steueroptimierten Vermögensverwaltung, war vor wenigen Jahren noch der Liebling der Szene.
Acht Millionen Euro steckten Investoren in die Firma, darunter so illustre Namen wie Mario Götze und Verena Pausder. Heute ist davon wenig übrig – zumindest finanziell.
Wir berichteten bereits:
Der Käufer, die Blue Lionfish GmbH, steckt hinter dem Deal. Dahinter wiederum: Raoul Heraeus, ein Investor mit einer Vorliebe für Startups, die auf wackligen Beinen stehen. Für Ride scheint er große Pläne zu haben. Aber reicht das, um das angeschlagene Fintech wieder auf Kurs zu bringen?
Was ist schiefgelaufen?
Ride startete 2020 als vielversprechendes Projekt. Die Idee: Anlegern helfen, mit vermögensverwaltenden GmbHs Steuern zu sparen – ein cleveres Konzept, besonders für die, die viel Geld zu bewegen haben. Auch ein Wertpapierbroker gehörte zum Portfolio. Kunden vertrauten dem Startup Gelder von mehr als 700 Millionen Euro an.
Doch während das Kerngeschäft stabil lief, holten Altlasten aus einem ganz anderen Bereich das Unternehmen ein: Immobilien. Finanzielle Risiken aus früheren Geschäften brachten das Fintech im September an den Rand des Ruins – und schließlich in die Insolvenz.
Wer sind die neuen Besitzer?
Jetzt soll die Blue Lionfish GmbH frischen Wind bringen. Heraeus, bereits 2020 als Investor bei Ride eingestiegen, sieht offenbar noch Potenzial. „Wir sind überzeugt vom Geschäftsmodell“, heißt es in einer knappen Stellungnahme.
Und tatsächlich gibt es einige Gründe für Optimismus: Das Management wird verstärkt, Jürgen Sehnert, ein erfahrener Fintech-Manager, kommt als zweiter Geschäftsführer an Bord. Doch klare Pläne zur Finanzierung des Neustarts sucht man bislang vergeblich.
Ein Startup auf Bewährung
Für die 35 Mitarbeitenden von Ride bedeutet der Verkauf zumindest vorerst Sicherheit. Das Kerngeschäft bleibt erhalten, und auch die Kunden dürften sich über die Fortführung der Dienste freuen. Doch der Imageschaden ist enorm. Wer Ride heute hört, denkt eher an Insolvenz als an Erfolgsgeschichte.
Eine teure Lektion für Investoren
Für die ursprünglichen Geldgeber ist der Verkauf eine bittere Niederlage. Millionen investiert, am Ende ein Kaufpreis, der kaum über dem Wert eines Berliner Apartments liegt – das tut weh. Doch so ist das Geschäft mit Startups: Hohes Risiko, manchmal schmerzhaft geringer Ertrag.
Neustart mit Fragezeichen
Ride hat eine neue Chance, das steht fest. Aber reicht Optimismus allein? Ohne klare Finanzierungspläne bleibt die Zukunft des Unternehmens ungewiss. Heraeus und sein Team müssen jetzt beweisen, dass sie mehr als schöne Worte liefern können. Und für Ride selbst bleibt die Hoffnung, dass ein gutes Konzept auch eine zweite Chance verdient.