Der von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöste Rüstungsboom beschert dem Düsseldorfer Unternehmen Rheinmetall eine Wachstumsdynamik, die selbst Brancheninsider staunen lässt.
An der Spitze des Booms: das renditestarke Munitionsgeschäft, das Rheinmetall zum unangefochtenen Champion in Europa und zum Leader im globalen Pulvergeschäft macht.
Ein neues Kapitel im Rüstungsbusiness
Die Geschäftszahlen von Rheinmetall beeindrucken: Ein Umsatzplus von 29 Prozent im Bereich Waffen/Munition im Vorjahr, eine prognostizierte Verdoppelung für das laufende Jahr und eine Kapazitätsexplosion, die vor kurzem noch undenkbar schien.
Vor dem Ukraine-Krieg produzierte Rheinmetall jährlich 70.000 Artilleriegeschosse – eine Zahl, die nun auf bis zu 1,1 Millionen Schuss anwachsen soll. Diese gigantische Produktionssteigerung verdeutlicht nicht nur die akute Nachfrage, sondern auch Rheinmetalls entschlossene Antwort darauf.
Globale Expansion und deutsche Präzision
Nicht nur in Niedersachsen, auch in der Ukraine und in Lettland baut Rheinmetall seine Kapazitäten aus. Die strategische Positionierung als Europas Nummer eins bei Artilleriemunition und die führende Rolle in der westlichen Welt bei der Pulverproduktion zeigen die Ambitionen des Konzerns auf.
Ein Rahmenvertrag über zehn Jahre mit der Bundeswehr im Volumen von zwölf bis 14 Milliarden Euro unterstreicht das Vertrauen und die Abhängigkeit der deutschen Verteidigung von Rheinmetall.
Ein Boom mit langem Atem
Rheinmetall-Chef Armin Papperger sieht den Konzern am Beginn eines lang anhaltenden Aufschwungs. Die Prognosen sind so optimistisch wie konkret: Der Umsatz soll dieses Jahr um 40 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro klettern, 2026 könnten 15 Milliarden erreicht werden, mit einem potenziellen Sprung auf 20 Milliarden in der weiteren Zukunft.
Diese Zahlen sind nicht nur für die Aktionäre eine frohe Botschaft, sie zeichnen auch das Bild eines Rüstungskonzerns, der seine strategische Ausrichtung und Produktportfolio perfekt an die geopolitischen Realitäten angepasst hat.
Krieg als Wachstumstreiber
Die aktuellen Entwicklungen sind ohne den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende „Zeitenwende“ in der Sicherheitspolitik nicht denkbar. Rheinmetalls Expansion und der damit einhergehende Boom werfen jedoch Fragen auf: Welche langfristigen Auswirkungen hat diese Dynamik auf die globale Sicherheitsarchitektur und die deutsche Rüstungspolitik?
Wie verändert der rasante Aufstieg des Konzerns das Gleichgewicht in der Rüstungsindustrie?
Die ethische Dimension
Während Rheinmetall von der aktuellen Lage profitiert und sich als „sichere Bank“ positioniert, bleibt die ethische Dimension nicht unberührt. Die massive Steigerung der Munitionsproduktion und der geplante Bau von Kampfpanzern in der Ukraine werfen Fragen nach den Grenzen der Rüstungsproduktion und -exporte auf.
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