23. November, 2024

Unternehmen

Rewe revolutioniert den Supermarkt: Wie künstliche Intelligenz das Einkaufen verändert

Mit der Integration von KI und Algorithmen in die Filialplanung will Rewe die Kunden zufriedener machen und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung reduzieren. Was bedeutet das für die Zukunft des Einkaufens?

Rewe revolutioniert den Supermarkt: Wie künstliche Intelligenz das Einkaufen verändert
Dank künstlicher Intelligenz kann Rewe die Bestände präziser planen und so die Lebensmittelverschwendung reduzieren. Experten schätzen, dass dies die Abschriften um bis zu 20 Prozent senkt.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten Ihren Lieblings-Rewe-Markt und finden immer genau das, wonach Sie suchen – frisch, in ausreichender Menge und zum besten Preis. Möglich machen soll das künstliche Intelligenz (KI), die hinter den Kulissen arbeitet und die Filialen von Rewe effizienter denn je gestaltet. Schon jetzt setzt das Unternehmen auf eine ausgeklügelte Technologie, um Angebot und Nachfrage präziser aufeinander abzustimmen.

„Wir nutzen historische Daten, saisonale Trends und sogar das Wetter, um genau zu wissen, welche Produkte wann und in welchen Mengen benötigt werden“, erklärt Claus Deichsel, Direktor Retail Technology bei Rewe.

Mit diesen Daten kann das System für jede der rund 3.800 Rewe-Filialen in Deutschland eine passgenaue Planung vornehmen – und das für bis zu 45.000 verschiedene Artikel. Ein großer Vorteil für die Kunden: Leere Regale sollen der Vergangenheit angehören.

Präzision durch künstliche Intelligenz

Das Prinzip dahinter ist simpel, aber die Technik dahinter hochkomplex. Algorithmen analysieren kontinuierlich Verkaufsdaten der letzten Wochen und Jahre, berücksichtigen Feiertage, Ferienzeiten und sogar aktuelle Wetterdaten.

„Das ist besonders bei Produkten wie Eis oder Grillgut entscheidend, wo das Wetter großen Einfluss auf die Nachfrage hat“, so Deichsel.

Dabei arbeitet Rewe eng mit dem Deutschen Wetterdienst zusammen, um die Vorhersagen für jeden einzelnen Standort so präzise wie möglich zu machen.

Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst ermöglicht es Rewe, das Sortiment an aktuelle Wetterprognosen anzupassen. Besonders saisonale Produkte wie Eis und Grillgut profitieren von dieser neuen Flexibilität.

Durch diese datenbasierte Planung schafft es Rewe, nicht nur die Bestände zu optimieren, sondern auch deutlich weniger Lebensmittel zu verschwenden.

„Dank KI können wir unseren Kunden frische Ware anbieten und gleichzeitig die Abschriften reduzieren“, erklärt Deichsel.

Abschriften, das sind Lebensmittel, die aufgrund des Ablaufs des Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt werden müssen. Doch die künstliche Intelligenz ermöglicht es, frühzeitig Produkte zu identifizieren, die verkauft werden müssen, bevor sie verderben. So können Marktleiter beispielsweise Sonderaktionen einleiten oder die Waren besonders prominent platzieren.

Weniger Verschwendung, mehr Effizienz

Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema, das nicht nur ethische, sondern auch wirtschaftliche Dimensionen hat. Schon seit Jahren arbeitet Rewe mit den Tafeln zusammen, um unverkäufliche, aber noch genießbare Lebensmittel zu spenden.

Doch durch die neue KI-basierte Planung ist es dem Unternehmen gelungen, diese Spenden zu reduzieren – weil einfach weniger verderbliche Produkte übrig bleiben. „Wir müssen weniger wegwerfen und können die Ware länger frisch anbieten“, so Deichsel. Für die Kunden bedeutet das nicht nur mehr Frische, sondern auch ein stabileres Angebot.

Rewe nutzt KI nicht nur zur Optimierung des Warenflusses, sondern auch zur Reduktion von Verderb. Die präzisere Planung hat dazu geführt, dass immer weniger Lebensmittel unverkauft bleiben.

Carlo Dorn, Partner bei der Beratungsgesellschaft EY und Experte für den Handel, ist von den Fortschritten beeindruckt. „Lebensmittelhändler sind in der Digitalisierung oft weiter, als man denkt. KI und Machine Learning helfen, den Prozess der Warenplanung auf ein ganz neues Niveau zu heben.“ Es gehe um Effizienz, um das Optimieren von Prozessen, die letztlich auch dazu führen, dass weniger Kosten für unnötige Lagerhaltung und Abschriften anfallen.

Blick in die Zukunft: Mehr als nur intelligente Lagerplanung

KI könnte in Zukunft aber noch weit mehr bewirken. Dorn spricht von dynamischen Preisen, die in Echtzeit angepasst werden – basierend auf Nachfrage, Angebot oder Marktbedingungen. „Wir sind noch nicht da, aber es ist denkbar, dass wir bald auch im Supermarkt unterschiedliche Preise über den Tag hinweg sehen“, so Dorn.

Diese Dynamik könnte sich nicht nur auf den Preis auswirken, sondern auch auf das Sortiment. Was an welchem Standort angeboten wird, könnte noch stärker auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmt werden. „Es geht darum, den Kunden genau das zu bieten, was sie wollen, zu dem Zeitpunkt, zu dem sie es brauchen“, erklärt Dorn.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Niedergang einer Legende: Das Ende der Suhrkamp-Kultur
Mit der Übernahme des Suhrkamp Verlags durch Investor Dirk Möhrle schließt sich endgültig das Kapitel einer prägenden Epoche der deutschen Literaturgeschichte. Was bleibt von der „Suhrkamp-Kultur“ und dem Vermächtnis Siegfried Unselds?