17. September, 2024

Politik

Revolution im Nahverkehr: Großbritannien gibt Kontrolle über Busnetze an lokale Behörden ab

Revolution im Nahverkehr: Großbritannien gibt Kontrolle über Busnetze an lokale Behörden ab

Die Pläne der britischen Regierung zur Einführung einer 'Bus-Revolution' sollen das Verkehrswesen in England grundlegend verändern, indem sie die Kontrolle über Busdienste an lokale Behörden übergeben. Diese erhalten nun die Befugnis, eigene Netze zu betreiben, Fahrpreise festzulegen, Routen und Fahrpläne zu bestimmen und private Unternehmen gegen Gebühr zu beauftragen.

Transportministerin Louise Haigh kündigte am Montag an, dass diese Veränderungen 'Jahrzehnte des gescheiterten Deregulierungsprozesses' beenden würden, der durch die konservative Regierung unter Margaret Thatcher in den 1980er Jahren eingeleitet wurde. Die Reform soll wichtige Routen im ganzen Land erhalten und den Fahrgast in den Mittelpunkt stellen.

Trotz sinkender Fahrgastzahlen aufgrund der Covid-19-Pandemie und zurückgehender Einnahmen aus unprofitablen Services bleiben Busse das am meisten genutzte öffentliche Verkehrsmittel im Vereinigten Königreich, mit 3,7 Milliarden Fahrten im Jahr bis März 2023. Doch zentrale Regierungszuschüsse, die derzeit einen Fahrpreisdeckel von £2 unterstützen, laufen im Dezember aus. Auch Finanzzuweisungen für lokale Verkehrsbehörden zur Verbesserung des Service enden im April.

Adam Hug von der Local Government Association begrüßte die neuen Befugnisse, betonte jedoch, dass mittellose Behörden weitere finanzielle Unterstützung benötigen, um diese auch effektiv einsetzen zu können. Diesem Tenor schloss sich Graham Vidler vom Verband der Personenverkehrsunternehmen an und nannte die Ankündigung einen wichtigen Schritt, der allerdings nur mit zusätzlicher finanzieller Förderung voll zur Geltung kommen könne.

Die neuen Regelungen bauen auf das Gesetz von 2017 auf, das Busrundfunkrechte an Metropolbürgermeister in England übertrug. In Greater Manchester startete Bürgermeister Andy Burnham im September 2023 das erste öffentlich betriebene Bussystem außerhalb Londons seit fast 40 Jahren als Teil des integrierten 'Bee Network'. Weitere Regionen wie West Midlands, South Yorkshire und Liverpool streben ebenfalls diese Betriebsform an.

Jason Prince vom Urban Transport Group hob die Bedeutung des heutigen Ankündigung hervor und machte deutlich, dass neben den regulatorischen Änderungen auch eine kontinuierliche Finanzierung erforderlich sei. Die Politik der Labour-Regierung unterscheidet sich hierbei deutlich von ihren Eisenbahnreformen, die eine vollständige Verstaatlichung vorsehen.

Private Busbetreiber wie Arriva UK Bus begrüßten die neue Ausrichtung, forderten jedoch Maßnahmen zur Reduzierung von Staus, um die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Busse zu erhöhen. Vidler zweifelte daran, ob einige lokale Behörden nach jahrelangen Kürzungen und Outsourcing die institutionellen Kenntnisse behalten hätten, eigene Verkehrsbetriebe zu leiten. Er prognostizierte eine gemischte Ökonomie, in der größere Metropolregionen integrierte Verkehrssysteme kontrollieren und kleinere Städte und ländliche Gebiete auf Partnerschaften mit privaten Betreibern setzen würden.