In Wesseling bei Köln entsteht ein visionäres Projekt, das die Art und Weise, wie wir Nahrungsmittel anbauen, grundlegend verändern könnte. Das Start-up Hydrofarms plant, in einer unscheinbaren Lagerhalle eine landwirtschaftliche Revolution zu starten: mit Vertical Farming.
Diese innovative Methode verspricht, die Lebensmittelproduktion in Innenräumen, gestapelt auf hohen Regalen und unter künstlichem Licht, zu revolutionieren.
Doch trotz des großen Potenzials und der Auszeichnung durch den Existenzgründerpreis Rhein-Erft-Kreis 2023 stellt sich die Frage: Wie wirtschaftlich ist das Konzept wirklich?
Die Vision von Vertical Farming
Vertical Farming, das Anbauen von Pflanzen in vertikalen Etagen unter Einsatz von künstlichem Licht, birgt die Hoffnung, die landwirtschaftliche Produktion effizienter, umweltschonender und stadttauglicher zu machen.
Es ist eine Antwort auf die globalen Herausforderungen der Landwirtschaft: steigende Bevölkerungszahlen, Bodendegradation und Extremwetterereignisse. Mit dieser Methode könnte die Lebensmittelversorgung direkt in urbanen Zentren stattfinden, unabhängig von Jahreszeiten und Wetterbedingungen.
Herausforderungen und Realität
Doch die Realität des Vertical Farming konfrontiert uns mit mehreren Herausforderungen. Das Beispiel des Berliner Start-ups Infarm, das trotz seines Einhornstatus in finanzielle Schwierigkeiten geriet, zeigt, dass hohe Energiepreise ein zentrales Problem darstellen.
Die Technologie hinter Indoor-Farmen ist energieintensiv. Licht, Heizung und Kühlung benötigen enorme Mengen Strom, was die Wirtschaftlichkeit der Betriebe stark beeinflusst.
Energieverbrauch als Achillesferse
Eine der größten Hürden für Vertical Farming ist der hohe Energiebedarf. Forschungen deuten darauf hin, dass der Anbau von einem Kilogramm Weizen in Indoor-Farmen 650 Kilowattstunden verbrauchen könnte – mehr als ein Drittel des jährlichen Stromverbrauchs eines Ein-Personen-Haushalts.
Diese Energieintensität macht deutlich, dass bestimmte Kulturen wie Weizen derzeit nicht effizient in solchen Systemen produziert werden können. Stattdessen konzentriert sich der Fokus auf höherwertige Kulturen wie Kräuter, Salate und bestimmte Gemüsesorten, die die Energiekosten durch höhere Marktpreise rechtfertigen können.
Innovationen und Lösungsansätze
Um den Energieverbrauch zu reduzieren, forscht die Wissenschaft an effizienteren Beleuchtungssystemen und der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI). KI-gesteuerte Beleuchtung könnte die Photosynthese der Pflanzen optimieren und den Stromverbrauch signifikant senken.
Hydrofarms experimentiert bereits mit speziell konzipierten LED-Lampen und plant, Daten zu sammeln, um die Produktion durch Automatisierung weiter zu verbessern.
Die Zukunft des Vertical Farming
Trotz der Herausforderungen zeigt das Engagement von Unternehmen wie Hydrofarms, dass das Interesse an Vertical Farming und der Glaube an sein Potenzial groß sind.
Die Kombination aus technologischer Innovation, Forschung und einer Anpassung der Anbaustrategien könnte Vertical Farming zu einem wichtigen Baustein in der Landwirtschaft der Zukunft machen.
Die Branche steht zwar noch am Anfang ihrer Entwicklung, doch die Vision einer nachhaltigen, effizienten und klimaresistenten Lebensmittelproduktion treibt sie voran.