Der Trend zum Direktkauf bei deutschen Spitzenwinzern gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. Steffen Christmann, Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), hebt die verstärkte Wertschätzung der Verbraucher für den direkten Kontakt zu den Winzern hervor. In den Betrieben des VDP stieg der Anteil des Direktvertriebs ab Hof im Jahr 2024 um 3,5 Prozentpunkte und erreicht nun ein Drittel des gesamten Verkaufsvolumens. In einigen Betrieben beläuft sich dieser Anteil sogar auf beeindruckende 80 Prozent, ein bemerkenswerter Anstieg, wenn man bedenkt, dass dieser Verkaufskanal noch vor einem Jahrzehnt als veraltet galt.
Auch die Digitalisierung hat die Weinbranche nicht unberührt gelassen: Ein erheblicher Anteil des Verkaufs erfolgt mittlerweile über eigene Onlineshops und Social-Media-Plattformen. Externe Online-Marktplätze tragen mit einem Anteil von fünf Prozent zum Gesamtabsatz bei. Rund 27 Prozent der exquisiten Weine werden im spezialisierten Fachhandel vertrieben, während weitere 17 Prozent direkt an Gastronomiebetriebe gehen. Die Bedeutung traditioneller Vertriebskanäle, wie der Lebensmitteleinzelhandel, ist mit einem Verkaufsanteil von nur sechs Prozent drastisch zurückgegangen. Eine große Mehrheit der VDP-Weingüter – nahezu 90 Prozent – sieht die Zukunft in einem verstärkten digitalen Direktvertrieb.
Hinzu kommen die Herausforderungen durch extreme Wetterbedingungen, welche die Menge des 2024er-Weinjahrgangs verringerten, die Preise jedoch nicht signifikant steigen ließen. Der Preis eines Gutsweins beginnt bei durchschnittlich 11,50 Euro, während die exklusivsten Weine, bekannt als Große Gewächse, einen Zusatzpreis von acht bis neun Euro erfordern. Dies zeigt das Bestreben der Winzer, Qualität und Erschwinglichkeit in Einklang zu bringen.
Obwohl ein Absatzrückgang von zehn Prozent auf 35,7 Millionen Flaschen zu verzeichnen war, reduzierte sich der Umsatz der VDP-Weingüter nur leicht um drei Prozent auf 446 Millionen Euro. Dies unterstreicht die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Weingüter im Inlandmarkt. Bemerkenswert ist, dass der Großteil der Produktion im Inland verbleibt. Die zahlreichen Mitglieder des Verbandes, die fast 18 Prozent der ökologischen Weinbaufläche in Deutschland bewirtschaften, werden sich demnächst in Mainz zur angesehenen Weinbörse versammeln. Diese Veranstaltung bietet eine Plattform zum Austausch über Markttrends und zum Setzen neuer Impulse in der Weinbranche.