08. Juli, 2024

Pharma

Reputation unter Druck: Novo Nordisk erhält öffentliche Rüge

Reputation unter Druck: Novo Nordisk erhält öffentliche Rüge

Novo Nordisk, der dänische Pharmariese hinter den beliebten Medikamenten Ozempic und Wegovy, wurde von der Association of the British Pharmaceutical Industry (ABPI) öffentlich gerügt. Der Grund: Eine unzureichende Offenlegung von Zahlungen und Leistungen im Wert von 7,8 Millionen Pfund an Patientenverbände, Gesundheitseinrichtungen und Journalisten über den Zeitraum von 2020 bis 2022.

Nach Angaben der Prescription Medicines Code of Practice Authority (PMCPA) hat Novo Nordisk es versäumt, die Transfers von Werten an über 150 verschiedene Institutionen zu dokumentieren und offenzulegen. Das bedeute einen systemischen Compliance-Ausfall sowohl bei direkten als auch indirekten Zahlungen, wie das Übernehmen von Auslagen der Empfänger.

Besondere Brisanz erhält der Fall, da die jährlichen Offenlegungsmängel laut PMCPA zwischen 10 und 14 Prozent der Gesamttransfers des Unternehmens in Großbritannien ausmachten. Die ABPI hatte Novo Nordisk bereits im vergangenen Jahr die Mitgliedschaft für zwei Jahre suspendiert, nachdem das Unternehmen gegen Regeln verstoßen hatte, indem es eine groß angelegte Werbekampagne verdeckt gesponsert hatte.

Der jüngste Tadel folgt auf eine freiwillige Meldung von Novo Nordisk an die ABPI, nachdem das Unternehmen selbst Fehler in seinen Berichten entdeckt hatte. Obwohl keine finanziellen Strafen verhängt wurden, stellt die öffentliche Rüge einen erheblichen Reputationsschaden dar.

Novo Nordisks rascher Aufstieg im Markt, insbesondere durch die hohe Nachfrage nach Gewichtsreduktionsmedikamenten, hat zu intensiverer Kontrolle durch Politiker und Regulierungsbehörden geführt. US-Präsident Joe Biden und Senator Bernie Sanders forderten diese Woche Novo Nordisk und den US-Konkurrenten Eli Lilly auf, die Preise ihrer Gewichtsreduktionsmedikamente deutlich zu senken.

Die PMCPA merkte an, dass es Novo Nordisk an adäquater Aufsicht und Prozessen gefehlt habe, um die Transfers von Werten in einem Zeitraum von mindestens drei Jahren korrekt offenzulegen. Weder Größe noch Empfänger der individuellen Zahlungen wurden dabei offengelegt.

Das Unternehmen erklärte, es nehme „die Berichterstattung über diese Zahlungen äußerst ernst“ und habe Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass künftige Zahlungen korrekt verfolgt, gekennzeichnet und offengelegt werden.

Gleichzeitig berichtete das Branchenwachhund am Freitag auch über kleinere Verstöße gegen den Verhaltenskodex durch die Schweizer Pharma-Gruppe Novartis und den US-Rivalen Pfizer. So hätten Mitarbeiter von Pfizer den Covid-19-Impfstoff vor der klinischen Zulassung auf Twitter beworben, ohne relevante Sicherheitsinformationen bereitzustellen. Novartis soll veraltete Verschreibungsinformationen präsentiert haben, inklusive veralteter Informationen auf seiner Website.

Pfizer akzeptierte das Urteil und entschuldigte sich für die Nichteinhaltung der Richtlinien. Novartis reagierte bislang nicht auf die Anfrage nach einem Kommentar.