Die anhaltende Zunahme der Rentnerinnen und Rentner, die von Armut bedroht sind, überrascht kaum. Seit Jahren stagniert das Rentenniveau hinter der Entwicklung der Löhne. Dies geschieht nicht etwa aus politischer Willkür, sondern ist erforderlich, um die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung angesichts der alternden Bevölkerung zu sichern. In den 1960er Jahren standen einem Rentner noch sechs Beitragszahler gegenüber. Heute sind es lediglich zwei, und dieser Trend wird sich aufgrund des Renteneintritts der Babyboomer-Generation weiter fortsetzen.
Die bevorstehende Rentenreform in der nächsten Legislaturperiode muss einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Beitragszahler und der Senioren schaffen. Dies könnte eine weitere Senkung des Rentenniveaus bedeuten, um die Belastung der arbeitenden Bevölkerung zu verringern. Jedoch ist es unerlässlich, gezielt jene zu unterstützen, deren Renten so niedrig sind, dass sie Gefahr laufen, in die Armut abzurutschen. Alles andere würde dem Selbstverständnis eines Sozialstaates widersprechen und die Glaubwürdigkeit des Systems in Frage stellen.