26. Dezember, 2024

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„Rente mit 63 abschaffen!“ – Wirtschaftsweise fordert radikalen Kurswechsel

Monika Schnitzer, Chefin der Wirtschaftsweisen, kritisiert die Rente mit 63 als Fehlanreiz und plädiert für eine Regelanpassung des Rentenalters. Zusätzlich fordert sie höhere Erbschaftssteuern – und warnt vor den Plänen der SPD.

„Rente mit 63 abschaffen!“ – Wirtschaftsweise fordert radikalen Kurswechsel
Laut Schnitzer profitieren von der abschlagsfreien Rente nach 45 Beitragsjahren vor allem Besserverdiener – belastete Berufsgruppen gehen oft leer aus.

Die Debatte um die Zukunft der Rente in Deutschland nimmt Fahrt auf. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, geht mit ihren Forderungen in die Offensive.

Im Interview mit der „Rheinischen Post“ sprach sie sich klar gegen die Rente mit 63 aus. Diese Regelung helfe „den Falschen“ und trage nicht zur Lösung der finanziellen Schieflage des Rentensystems bei.

Stattdessen sieht sie in einer regelmäßigen Anpassung des Rentenalters an die steigende Lebenserwartung einen Ausweg. Doch das ist längst nicht ihr einziges Anliegen.

„Die Rente mit 63 hilft den Falschen“

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren, auch als „Rente mit 63“ bekannt, sei nicht mehr zeitgemäß, argumentiert Schnitzer. „Stark belastete Berufsgruppen wie Dachdecker oder Krankenschwestern erreichen diese 45 Jahre oft gar nicht“, erklärt sie.

Die Sozialbeiträge liegen bereits bei 41 Prozent – Wirtschaftsweise Schnitzer warnt, dass ohne Reformen der Rentenbeitrag bis 2060 auf über 26 Prozent steigen könnte.

Profitieren würden vor allem Arbeitnehmer mit höheren Einkommen, die durchgängig in sozialversicherungspflichtigen Jobs beschäftigt sind. Damit verfehle die Regelung ihren eigentlichen Zweck, nämlich diejenigen zu entlasten, die körperlich hart arbeiten und frühzeitig in den Ruhestand gehen müssen.

Stattdessen plädiert Schnitzer dafür, das Renteneintrittsalter dynamisch an die Lebenserwartung zu koppeln. Zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit sollen dem Arbeitsmarkt zugutekommen, ein Drittel dem Ruhestand. „Deutschland kann sich keine starren Systeme leisten, während die Gesellschaft altert“, mahnt sie.

Explodierende Sozialkosten: Kritik an SPD-Plänen

Besonders kritisch äußerte sich Schnitzer zu den Rentenplänen der SPD. Diese betone zwar, die Renten stabil halten zu wollen, verfolge in Wahrheit aber eine andere Strategie:

„Es geht darum, den Rentenanstieg stabil zu halten – das ist nicht bezahlbar“, so die Ökonomin.

Bereits jetzt liege der Rentenbeitrag bei 18,6 Prozent, bis 2060 könnte er auf über 26 Prozent steigen.

„Mit Sozialbeiträgen, die schon heute 41 Prozent des Bruttolohns verschlingen, bewegen wir uns auf gefährlichem Terrain. Die Belastung muss dringend gesenkt werden“, fordert Schnitzer.


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Höhere Erbschaftssteuer statt Milliardärsabgabe

Neben den Rentenplänen richtet Schnitzer ihren Fokus auch auf die Besteuerung von Vermögen. Während sie eine Milliardärssteuer als ineffizient ablehnt, spricht sie sich klar für eine Ausweitung der Erbschaftssteuer aus.

„Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Weitergabe von Unternehmensvermögen von der Besteuerung ausgenommen wird“, kritisiert sie. Firmenerben sollten ebenfalls Erbschaftssteuer zahlen, unabhängig davon, ob sie Arbeitsplätze erhalten oder nicht.

Diese Regelung behindere die Flexibilität von Unternehmen, effizient zu wirtschaften, argumentiert Schnitzer. Statt einer populistischen Milliardärssteuer, die mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden sei, sei die Erhöhung der Erbschaftssteuer ein pragmatischerer Ansatz.

„Die Hälfte der Einnahmen aus einer Milliardärssteuer würde allein für die Verwaltung draufgehen – das ist keine Lösung.“