Vor drei Jahrzehnten, als ich in das Graduiertenprogramm bei Morgan Grenfell Asset Management eintrat, waren Aktien für uns das glänzende Ziel, während Anleihen als langweilig galten. Doch kaum jemand ahnte, dass der Bereich der festverzinslichen Wertpapiere – von Staatsanleihen bis zu Unternehmensanleihen – vor einem beeindruckenden mehrjährigen Wachstum stand. Zwar haben auch Aktien in diesem Zeitraum eine erstaunliche Entwicklung hingelegt; der MSCI World Index hat sich seit 1995 versechsfacht. Der Vergleich eines Langzeit-Charts von 10-jährigen Treasury-Renditen mit dem S&P 500 enthüllt jedoch eine kontinuierliche Aufwärtsbewegung bei Anleihen (da die Renditen fielen), während Aktien volatil blieben. Dies wirft die Frage auf: Haben steigende Aktien oder Anleihen mehr Millionäre hervorgebracht? Aktien bieten überlegene risikoadjustierte Renditen, doch der Markt für festverzinsliche Wertpapiere ist um 30 Billionen Dollar größer und beschäftigt mehr Menschen. Mega-Vermögensverwalter wie BlackRock oder Pimco profitierten von sinkenden Anleiherenditen. Zugleich boomen Bereiche wie Private Equity, Venture Capital und Immobilien aufgrund des billigen Fremdkapitals. Die jüngste Korrektur im globalen Anleihemarkt ist daher von großer Bedeutung. Zehnjährige Staatsanleihenrenditen liegen auf einem Rekordniveau seit 2008. Kürzlich dachten viele, dass der Abwärtstrend der Anleiherenditen anhalten würde. Jede Renditesteigerung wirft die Frage auf: Ist dies das Ende des Trends fallender Renditen? Selbst prominente Investoren wie Bill Gross haben Mühe, die Richtung der Renditen korrekt einzuschätzen. Angesichts der aktuellen Marktlage stellt sich auch für mich folgende Frage: Sind steigende Anleiherenditen eine Reaktion auf positive oder negative Nachrichten? In den USA sind höhere Renditen teils ein Zeichen von Zuversicht in die pro-inländische Agenda von Donald Trump. In solchen Fällen gleichen stärkere Umsätze die höheren Finanzierungskosten aus, weshalb sich mein optimistischer Ausblick auf US-Aktien und japanische Aktien nicht geändert hat, trotz des Renditesprungs. Sollten sich die Renditen aus schlechten Gründen erhöhen – sei es durch Inflation oder Sorgen über die Verschuldung eines Landes – kann auch das Auswirkungen haben. Großbritannien steht hier unter besonderer Beobachtung. Unabhängig davon bleibt mein Engagement im FTSE-Fonds stabil. Ein sinkendes Pfund könnte sogar von Vorteil sein, indem es große britische Unternehmen stützt, die im Ausland Umsatz generieren. Insgesamt bin ich mit meinem Portfolio zufrieden, ungeachtet des derzeitigen Aufruhrs am Anleihemarkt. Der größte Risikofaktor bleibt das Vereinigte Königreich. Doch dank der von mir gehaltenen kürzerfristigen Wertpapiere bleibt meine Position sowohl stabil als auch profitabel.