19. September, 2024

Wirtschaft

Rekordzinserträge deutscher Banken unter Druck: Prognose 2024 düster

Rekordzinserträge deutscher Banken unter Druck: Prognose 2024 düster

Die Zinserträge deutscher Banken könnten laut einer aktuellen Studie ihren historischen Höchststand von 2023 nicht aufrechterhalten. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Zinsüberschüsse ein beeindruckendes Plus von über 20 Prozent im Vergleich zu 2022 und erreichten damit 111,4 Milliarden Euro. Diese beeindruckende Zahl, die erstmals die 100-Milliarden-Euro-Grenze überschritt, scheint jedoch nicht von Dauer zu sein. Die Experten der Beratungsunternehmen PwC und Barkow rechnen bereits für 2024 mit einem Rückgang.

Einer der Hauptfaktoren für den erwarteten Rückgang ist die prognostizierte Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine Absenkung des Leitzinses wird in den nächsten Jahren als wahrscheinlich erachtet, was zu einem Rückgang der Zinsüberschüsse um insgesamt 4,6 Prozent in den Jahren 2024 und 2025 führen könnte. Im schlimmsten Fall könnte dieser Rückgang sogar 6,9 Prozent betragen.

Während die Zinserträge schwächeln, wird erwartet, dass die Einnahmen aus Provisionen stagnieren. Diese resultieren hauptsächlich aus dem Verkauf von Wertpapieren und Fonds und werden laut Studie nicht ausreichen, um den Rückgang bei den Zinsen auszugleichen. Positiv hervorzuheben ist jedoch der Wegfall der EU-Bankenabgabe, da der Abwicklungsfonds für strauchelnde Institute im letzten Jahr vollständig aufgebaut wurde.

Parallel zur rückläufigen Entwicklung der Zinserträge steigen die Ausgaben der Banken für Personal und Verwaltung erheblich. Bereits 2023 wurden die höchsten Personalkostensteigerungen seit der Jahrtausendwende beobachtet. Hinzu kommt, dass die Banken 2024 und 2025 mit höheren Kreditausfällen, insbesondere im Bereich der Gewerbeimmobilien, rechnen müssen.

„Die wirtschaftlichen Aussichten sind von erheblichen Risiken und Unsicherheiten geprägt“, betonte PwC-Partner Daniel Wildhirt. Er rät den Banken, die aktuell hohen Zinserträge zu nutzen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber geopolitischen Krisen, zunehmenden Cyberrisiken und Konjunkturschwächen zu erhöhen.

Zinsüberschüsse blieben 2023 die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Banken und trugen mehr als 70 Prozent zu den Gesamterträgen der Branche bei. Besonders die Sparkassen konnten von der Zinswende profitieren, nachdem die EZB die Leitzinsen wegen der gestiegenen Inflation signifikant angehoben hatte. Sie steigerten ihre Zinserträge von 2021 bis 2023 um rund 57 Prozent, während die Privatbanken einen Anstieg von 35,5 Prozent und die Volksbanken von 26 Prozent verzeichneten.