Deutsche Amtsgerichte an Flughäfen erleben eine beispiellose Flut an Klagen gegen Fluggesellschaften, die auf Entschädigungsforderungen aufgrund von ausgefallenen oder verspäteten Flügen zurückzuführen sind. Rund 131.000 Klagen wurden allein im letzten Jahr verzeichnet, einen Anstieg von etwa 6.000 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere das Amtsgericht Köln, worunter auch die Lufthansa fällt, registrierte mit knapp 41.300 Verfahren den höchsten Zuwachs von 11 Prozent.
Im Anschluss an Köln folgen die Gerichte in Frankfurt am Main mit rund 16.000 und Königs Wusterhausen mit fast 15.500 Verfahren. Fluggäste haben die Möglichkeit, am Sitz der Fluggesellschaft oder am Abflugort zu klagen, was durch ein wachsendes Fernweh nach der Pandemie verstärkt wird. Auch die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr verzeichnete 38.000 Flugfälle, ein Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, überwiegend mit Beschwerden über Flugannullierungen und Verspätungen.
Der Deutsche Richterbund sieht die anwachsende Zahl von Online-Portalen für Passagierrechte als wesentliche Ursache für die Klagewelle und setzt auf KI-Programme, um den gerichtlichen Arbeitsaufwand zu bewältigen. Diese intelligenten Assistenzsysteme sollen juristische Entscheidungen effizienter gestalten, allerdings fehlt eine weitreichende Standardsoftware. Währenddessen wird der gerichtliche Weg von Portalen wie AirHelp als weniger ideal für Passagiere dargestellt, da er mit Vorabkosten und dem Risiko behaftet ist, die gegnerischen Auslagen zu tragen.
EUflight-Gründer Lars Watermann betont den Vorteil von KI bei der Aufarbeitung von Fällen, während die endgültigen Entscheidungen bei den Richtern verbleiben sollten. Trotz der Effizienzsteigerungen durch KI dauert es oft bis zu einem Jahr, bis Verfahren abgeschlossen sind, selbst bei unstrittigen Ansprüchen.