Argentiniens Präsident Javier Milei hat das Land in einem Jahr an der Spitze kräftig umgekrempelt. Trotz seiner präsidialen Erscheinung bleibt Mileis Misstrauen gegenüber dem Staat unverändert tief. In einem Interview mit The Economist äußerte er seine Entschlossenheit, staatliche Eingriffe zu minimieren, da sie in seinen Augen den Sozialismus fördern. Der Erfolg seiner Reformen, die gegen die jahrzehntelange wirtschaftliche Stagnation des Landes ankämpfen, ist beeindruckend. Die Inflation ist deutlich gesunken, und die Staatsausgaben reduzierten sich real um fast 30%.
Die Märkte und die Argentinier stehen hinter ihm. Der JPMorgan-Länderrisikoindex, ein Schlüsselindikator für die Ausfallrisiken, fiel von 2.000 auf 750, den tiefsten Wert seit fünf Jahren. Mileis Beliebtheit hat zugenommen, trotz drastischer Kürzungen in den Staatsausgaben. Die Inflation, zuvor durch übermäßige staatliche Ausgaben angeheizt, ist seit einem Höchststand von 25% auf unter 3% monatlich gefallen.
Diese Verbesserungen basieren auf harten Einschnitten. Milei verringerte die Ministerien von 18 auf acht und stoppte die meisten öffentlichen Bauvorhaben. Trotz der Einsparungen bleibt die Armut mit 53% hoch, auch weil die Arbeitslosigkeit zugenommen hat. Doch die Rezession scheint ihren Tiefpunkt erreicht zu haben, und es wird erwartet, dass Wachstum die Armut und Arbeitslosigkeit lindern könnte.
Internationale Kontakte verbessern sich, da sich Milei pragmatischeren Ansätzen nähert und zuletzt Chinas Xi Jinping als "großartigen Partner" bezeichnete. Dennoch bleiben Risiken bestehen. Politische Instabilitäten könnten den Erfolg gefährden, insbesondere wenn die Bevölkerung, trotz niedrigerer Inflation, unter Armut und Arbeitslosigkeit leidet. Die wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben ebenfalls bestehen, insbesondere bezüglich der Kapitalverkehrskontrollen und des Wertes des Peso.
Milei glaubt, die aktuellen Reformen rechtfertigen den Wert des Peso und verspricht, in naher Zukunft die Kontrollen aufzuheben. Doch bleibt das Risiko einer plötzlichen Abwertung und einer daraus resultierenden Inflation. Die Märkte zeigen jedoch derzeit keine Angst vor einer baldigen Abwertung. Langfristig sind die Risiken dennoch vorhanden, insbesondere durch potenzielle außenpolitische Entwicklungen.
Insgesamt steht das Land an einem kritischen Punkt. Mileis Reformen bieten Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung. Dennoch bleibt die Stabilität ungewiss, besonders angesichts Mileis Herausforderungen in der Innenpolitik und seiner oft umstrittenen Ansichten. Eine Balance zwischen schnellen Reformen und der Wahrung demokratischer Prozesse könnte entscheidend sein, um Argentiniens Zukunft zu sichern.