04. Januar, 2025

Wirtschaft

Reformdruck: Deutsche Standortpolitik auf dem Prüfstand

Reformdruck: Deutsche Standortpolitik auf dem Prüfstand

Rainer Neske, Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg, hat eine ambitionierte Reformdebatte angestoßen, um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu stärken. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart wies er darauf hin, dass Deutschland durch verschiedene Faktoren an Produktivität verliere. Er kritisierte insbesondere die Kürzung der Wochenarbeitszeit, den Anstieg der Teilzeitbeschäftigung sowie die Vielzahl an Feiertagen und Urlaubstagen, die Ende zu einem Rückgang der Arbeitsleistung führen. Der Vorstandschef betonte, dass deutsche Arbeitnehmer im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants im Durchschnitt 65 Tage weniger im Jahr arbeiten, was die Schere zwischen beiden Volkswirtschaften weiter öffnet.

Neske hob hervor, dass in der Vergangenheit die enorme Profitabilität vieler Unternehmen diesen Produktivitätsmangel überdeckt habe, angeheizt durch die Globalisierung. Doch nun habe sich das Blatt gewendet: China ist nicht nur ein reduzierter Absatzmarkt, sondern auch ein starker Wettbewerber geworden. Dies verdeutlicht aus seiner Sicht die dringende Notwendigkeit, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen. Dazu zählt er hohe Energiepreise, hohe Sozialnebenkosten, das Tempo der Digitalisierung, eine komplexe Bürokratie sowie marode Infrastrukturen.

Bemerkenswerterweise plädiert Neske für eine öffentliche Diskussion über die Anzahl der Feiertage in Deutschland. Mit Blick auf die Zeitspanne zwischen Ostern und Pfingsten, die durch kirchliche Feiertage geprägt sei, stellt er die Frage nach deren Legitimität in Zeiten sinkender Mitgliedszahlen der Kirchen. Wesentlich sei jedoch eine umfassende Reformagenda und ein Umdenken hinsichtlich der Rolle des Staates. Der LBBW-Chef ist überzeugt, dass ohne unbequeme Entscheidungen die strukturellen Herausforderungen des Landes nicht bewältigt werden können.