21. Oktober, 2024

Wirtschaft

Reform oder Resignation: Die Zukunft des NHS steht auf dem Spiel

Reform oder Resignation: Die Zukunft des NHS steht auf dem Spiel

Der britische Premierminister sorgte kürzlich für Schlagzeilen mit seiner provokanten Ankündigung, der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) müsse sich reformieren, um zu überleben. Dieser eindringliche Aufruf, untermalt von einem klaren Versprechen – ohne Reformen gibt es kein zusätzliches Geld – zeigt die Dringlichkeit, mit der die Regierung dem angeschlagenen Gesundheitssystem begegnet. Doch welche Veränderungen sind wirklich notwendig?

Ein erster Ansatzpunkt ist die prompte Umsetzung operationeller Sofortmaßnahmen. Lord Darzis kürzliches Gutachten attestiert dem NHS zwar ernsthafte Probleme, sieht jedoch auch positive Ansätze. Dies dürfte Gesundheitsminister Wes Streeting in seinem Bestreben, den NHS als reformbedürftig darzustellen, bestärken und politisch absichern, insbesondere angesichts der bevorstehenden Wintermonate. Die Fokussierung auf dringliche Probleme wie Notfallversorgung, Zugang zu Primärversorgung und Krankenhausschlangen könnte dem Gesundheitssystem Luft verschaffen.

Ungeachtet dessen sind die Minister relativ neu im NHS und könnten den bereits erfahrenen Führungskräften mehr Freiraum geben – begleitet von klar definierten Zielvorgaben. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel und einem Mangel an Fachkräften sollte die Regierung auf eine konstruktive Partnerschaft hinarbeiten, indem das verbliebene Engagement der Mitarbeitenden – post-pandemisch oft reduziert – durch gezielte Investitionen und Unterstützung gestärkt wird. Dringend ist auch die Lösung der langsamen voranschreitenden Tarifauseinandersetzungen mit den Hausärzten, um drohende Streiks abzuwenden.

Langfristig gilt es, eine Strategie zu entwickeln, die nachhaltige und bezahlbare Gesundheitsversorgung ermöglicht. Ein zehnjähriger Plan für die NHS-Reform ist für das Frühjahr 2025 geplant. Dabei setzt Streeting auf drei Wandel: von Krankheit zu Prävention, von Krankenhaus zu Gemeinschaftsversorgung und von analog zu digital. Darzis Vorschläge untermauern dies mit dem Einsatz von Technologie zur Produktivitätssteigerung, einer klareren Aufgabenverteilung in der NHS-Struktur und mehr Kapitalinvestitionen.

Obwohl diese Strategie eher wie ein Sammelsurium von Fachbegriffen klingt, läuft sie im Kern darauf hinaus, ehrgeizige technologische Investitionen und Partnerschaften zur Innovation mit dem Privatsektor zu fördern. Insbesondere im Bereich der digitalen Infrastruktur soll mutig investiert werden, um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen. Wie die britische Schattenfinanzministerin Rachel Reeves treffend bemerkt, kann ein Mangel an Investitionen den Verfall beschleunigen – vielleicht sollte das neue Motto lauten: "Investieren oder verlieren".