Die Zukunft der amerikanischen Sozialversicherung steht seit längerem auf der Kippe. Nach Angaben der Social Security and Medicare Boards of Trustees wird das System bis 2035 ohne größere politische Änderungen zahlungsunfähig. Dies bedeutet, dass dann nur etwa 79% der geplanten Leistungen ausgezahlt werden können, was weitreichende, möglicherweise verheerende Auswirkungen auf viele Amerikaner haben könnte.
Makini Chisolm-Straker, eine ehemalige Fellow des Weißen Hauses, betont die Unabdingbarkeit neuer Maßnahmen: "Eine Kürzung der Leistungen ist für die Empfänger nicht tragbar, angesichts der ohnehin schon geringen finanziellen Unterstützung. Alle ethischen Kongressabgeordneten und zukünftigen Präsidenten müssen die Arbeit der Sozialversicherungsbehörde zum Schutz der finanziellen Sicherheit der Nation unterstützen."
Mit den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen fragen sich viele, wie der künftige Präsident die Sozialversicherung stärken wird. Colin Ruggiero, Mitbegründer von DisabilityGuidance.org, sieht als bestes Szenario eine Verbesserung der Wirtschaft, die zu mehr Arbeitsplätzen und höheren Löhnen führen könnte. "Dies würde zu einer höheren Besteuerung für die Sozialversicherungsfonds führen," so Ruggiero. Er hält es für wahrscheinlicher, dass die Sozialversicherungsabgaben für Besserverdienende erhöht werden.
Kelly Gilbert von EFG Financial sieht aktuell kein bestes Szenario: "Leider gibt es momentan kein bestes Szenario. Sozialversicherungsreform ist dringend nötig, aber für Politiker ein zu heikles Thema. Jeder Reformvorschlag wird von den politischen Gegnern sofort kritisiert."
Im schlimmsten Fall, so Ruggiero und Gilbert, wird es nach der Wahl zu keinen wesentlichen Änderungen kommen, und das Problem wird erneut vertagt. "Das schlimmste Szenario ist wahrscheinlich das wahrscheinlichste," erklärt Gilbert. Ruggiero fügt hinzu, dass dies das Land der geschätzten Zahlungsunfähigkeit 2035 näher bringen würde. Im schlimmsten Fall könnte sogar eine Privatisierung drohen, die viele Risiken birgt.
Unabhängig vom Wahlergebnis steht fest: Ohne Reform könnten die Auswirkungen auf die amerikanische Bevölkerung katastrophal sein. Laut Social Security Administration erhielten 2022 etwa 70,6 Millionen Menschen Leistungen, rund 21% der Bevölkerung. Der durchschnittliche monatliche Leistungsbetrag für Rentner lag im August 2024 bei 1.920 US-Dollar. Eine Reduzierung um 21% würde die Leistungen auf 1.516 US-Dollar senken.
Etwa die Hälfte der über 65-Jährigen bezieht mindestens 50% ihres Haushaltseinkommens aus der Sozialversicherung. Ein Viertel dieser Gruppe erhält sogar 90% ihres Haushaltseinkommens daraus. Eine Kürzung der Mittel könnte viele dazu zwingen, länger zu arbeiten oder die finanzielle Belastung weiter zu erhöhen.