Die deutsche Regierung verfolgt eine Neugestaltung der Flaggenstaatsverwaltung mit dem Ziel, mehr Reedereien zur Nutzung der traditionellen deutschen Flagge für ihre Schiffe zu bewegen. Dieses Vorhaben hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie aus Hamburg öffentlich gemacht. Im völkerrechtlichen Kontext bedeutet das Führen einer Flagge die Zugehörigkeit eines Schiffes zu dem entsprechenden Staat, sodass auf den unter deutscher Flagge fahrenden Schiffen deutsches Arbeitsrecht Anwendung findet.
Derzeit entscheidet sich die Mehrheit der deutschen Handelsflotte, aus wirtschaftlichen Gründen internationale Flaggen zu hissen. Im letzten Jahr zeigten Statistiken, dass etwa 85 Prozent der Flotte unter fremder Flagge verkehrten, ein Rückgang von 88 Prozent aus dem Jahr 2014 und Anstieg von 75,8 Prozent vor knapp zwei Jahrzehnten. Diese Dynamik wird überwiegend durch die geringeren Kosten motiviert, die anderswo anfallen.
Ein weiteres Element der Reform, initiiert vom Bundesverkehrsministerium, besteht in der Einrichtung einer zentralen Servicestelle für Reedereien und Seeleute. Zurzeit existiert eine Vielzahl an Anlaufstellen. Die Fortschritte dieser Reform hängen von der neuen Bundesregierung und der künftigen Leitung des Bundesverkehrsministeriums ab, ließ das Bundesamt verlauten.
Der Verband Deutscher Reeder, der über 200 Unternehmen der Schifffahrtsbranche vertritt, steht hinter dieser Reformanstrengung. Man strebt danach, die deutsche Flagge im internationalen Wettbewerb attraktiver zu machen, gerade weil die bürokratischen Hürden und Sonderregeln als kostspielig und wenig effizient angesehen werden.
Im globalen Vergleich behauptet sich die deutsche Flagge dennoch, indem sie in der Rangliste der Pariser Vereinbarung über die Hafenstaatskontrollen Platz 21 von 71 belegt. Die führenden Ränge nehmen derzeit Dänemark, die Niederlande und Norwegen ein. Trotz bürokratischer Herausforderungen gehört die deutsche Handelsflotte laut der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung beispielsweise immer noch zu den bedeutendsten weltweit, gemessen am Schiffsgewicht.