In einem überraschenden Zug hat der Webhosting-Anbieter WP Engine eine Klage gegen Automattic und den WordPress-Mitbegründer Matt Mullenweg eingereicht. Der Vorwurf: Erpressung und Machtmissbrauch. Dieser rechtliche Schritt erfolgt nach nahezu zweiwöchigen Auseinandersetzungen zwischen Mullenweg, zugleich CEO von Automattic, und WP Engine hinsichtlich Markenrechtsverletzungen und Beiträgen zum Open-Source-WordPress-Projekt.
WP Engine kritisiert Automattic und Mullenweg für das vermeintliche Nicht-Einhalten von Versprechen zur freien Entwicklung und Verbreitung der Open-Source-Projekte von WordPress. Das Unternehmen betont, die Klage sei notwendig, um Vertrauen und Integrität innerhalb der WordPress-Community zu wahren.
Im Mittelpunkt des Rechtsstreits stehen nicht nur rechtliche, sondern auch moralische Fragen. WP Engine steht auf dem Standpunkt, dass das Verhalten Mullenwegs ernste Interessenkonflikte sowie Fragen der Governance aufgedeckt hat, die die gesamte Community gefährden könnten.
Auf der Gegenseite hat Mullenweg seinerseits WP Engine eine Verletzung der WordPress- und WooCommerce-Markenrechte vorgeworfen. Er bezeichnete das Unternehmen provokant als 'Krebs von WordPress' und kritisierte dessen private Eigenkapitalpartner Silver Lake für mangelndes Engagement gegenüber der Open-Source-Gemeinschaft.
Ein bemerkenswerter Punkt der Auseinandersetzung war der vorübergehende Ausschluss von WP Engine von den Ressourcen von WordPress.org durch Mullenweg, der diese Entscheidung jedoch wenige Tage später teilweise revidierte.
Automattic veröffentlichte kürzlich einen auf sieben Jahre angelegten Vertragsvorschlag, der WP Engine verpflichten würde, entweder eine Lizenzgebühr in Höhe von 8% des Bruttoumsatzes zu zahlen oder entsprechende Beiträge zur Weiterentwicklung von WordPress zu leisten. WP Engine lehnte diesen Vorschlag ab und verwies auf fortbestehende Differenzen über bestimmte Beschränkungen.