Während sich die Blicke der Anleger vergangene Woche auf die Entscheidung der US-Notenbank zur Zinspolitik richteten, die erneut die Zinsen hoch hielt, zeigt ein genauerer Blick auf die Marktbewegungen deutlich wichtigere Entwicklungen. Die Federal Reserve ließ verlauten, dass Zinssenkungen ab September wahrscheinlich seien. Doch die wirklich markanten Veränderungen im Marktumfeld zeigen sich in der Abkehr von hoch bewerteten Technologieaktien wie Nvidia hin zu einem breiteren Spektrum von weniger beachteten, kleineren Unternehmen.
Dies bringt uns zu einem wesentlichen Thema für Anleger, das dennoch oft unbeachtet bleibt: die Rebalancierung. Gemeint ist hierbei nicht eine Yoga-Position, sondern die Notwendigkeit, regelmäßig das Portfolio zu überprüfen und sicherzustellen, dass eine angemessene Mischung aus Aktien und Anleihen – bekannt als Asset Allocation – beibehalten wird.
Ohne Rebalancierung könnte das Risiko im Portfolio unbemerkt steigen. Durch die starken Kursgewinne an den Aktienmärkten und die mäßigen Renditen der Anleihen in den letzten Jahren haben sich viele Anlagestrategien verschoben. So wäre ein Portfolio mit 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen vor fünf Jahren heute fast zu 75 Prozent in Aktien investiert – eine potenzielle Gefahr bei einem künftigen Börsenrückgang.
Die US-Börsenaufsicht SEC definiert die Asset Allocation als "die Aufteilung eines Investitionsportfolios auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Bargeld." Diese Begriffsbestimmung ist jedoch nicht so simpel, wie sie erscheint. Der Prozess der Festlegung der passenden Mischung in einem Portfolio ist höchst individuell und hängt stark vom Anlagehorizont und der Risikobereitschaft des Anlegers ab.
Historische Daten zeigen, dass ein 60/40-Portfolio in US-Aktien und Investment-Grade-Anleihen seit 1926 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,7 Prozent erzielte. Die Schwankungen waren jedoch beträchtlich – das schlechteste Jahr lag bei minus 26,6 Prozent, das beste bei plus 36,7 Prozent. Ein reines Aktienportfolio erzielte zwar höhere Erträge, litt jedoch auch unter größeren Verlusten in schlechten Jahren.
Die Geduld und der lange Atem der Anleger werden oft durch die höheren Renditen von Aktien belohnt, jedoch zu den Kosten periodischer scharfer Verluste. Anleihen bieten im Gegensatz dazu mehr Stabilität und können gerade in Krisenzeiten ein gewichtiges Sicherheitsnetz darstellen. In einem 60/40-Portfolio fungieren sie daher als wichtiger Stabilitätsanker.
Durch eine systematische Rebalancierung können Anleger sicherstellen, dass sie nicht ungewollt einem übermäßigen Risiko ausgesetzt sind. Dies könnte in der aktuellen Phase, in der Zinssenkungen in Aussicht stehen, auch günstige Chancen zur Aufstockung von Anleihebeständen bieten. Doch es ist wichtig zu betonen, dass Markttiming keine verlässliche Strategie ist. Die einfache, aber effektive Methode des Rebalancierens hilft dabei, das Portfolio entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Risikotoleranzen im Gleichgewicht zu halten.
Ob Sie einen professionellen Berater haben oder Ihr eigener Portfolio-Manager sind, es lohnt sich, mindestens einmal im Jahr oder bei größeren Verschiebungen im Portfolio die ursprüngliche Asset Allocation wiederherzustellen. Wie die Beatles schon sangen: "Get back to where you once belonged."
Eine disziplinierte Rebalancierung mag weniger schillernd klingen als Marktbewegungen und Wirtschaftsprognosen, aber langfristig ist sie ein entscheidender Faktor für den Anlegerschutz.