23. November, 2024

Health

Rausch statt Abstinenz? Junge Erwachsene trinken wieder mehr

Nach pandemiebedingtem Rückgang zieht der Alkoholkonsum unter jungen Erwachsenen wieder an. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt besorgniserregende Zahlen – mit hohen Risiken für die Gesundheit.

Rausch statt Abstinenz? Junge Erwachsene trinken wieder mehr
Der Bundesdrogenbeauftragte fordert ein Ende des begleiteten Trinkens ab 14 Jahren. Das Einstiegsalter mag leicht gestiegen sein, doch frühe Trinker sind laut Studien langfristig stärker gefährdet.

Zahlen zeigen Anstieg beim Rauschtrinken

Eine neue Studie der BZgA verdeutlicht den Trend: 46,2 Prozent der Männer und 25,1 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gaben an, sich in den letzten 30 Tagen mindestens einmal in den Rausch getrunken zu haben.

Das bedeutet, sie konsumierten bei einer Gelegenheit fünf oder mehr Gläser Alkohol – eine Menge, die für das Gehirn junger Menschen bereits toxisch wirken kann.

Während 2021 der Alkoholkonsum aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten noch zurückgegangen war, zeigen die aktuellen Daten eine Rückkehr zu einem riskanten Verhalten.

Der amtierende Leiter der BZgA, Johannes Nießen, warnt vor den Konsequenzen:

„Alkoholkonsum schädigt das Gehirn, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, da es sich noch in der Entwicklung befindet.“

Rauschtrinken könne zu dauerhaften Schäden führen, und wer früh in die Alkoholspirale gerät, läuft Gefahr, das riskante Trinkverhalten ins Erwachsenenalter mitzunehmen.

Tendenz zu weniger regelmäßigen Konsumgewohnheiten

Interessanterweise zeigt die Studie auch, dass regelmäßiges Trinken an Popularität verliert. Nur 38,8 Prozent der jungen Männer und 18,2 Prozent der Frauen konsumierten mindestens einmal pro Woche Alkohol – ein Tiefstand.

Bei den 12- bis 17-Jährigen sind die wöchentlichen Konsumraten noch niedriger. Hier gab nur jeder achte Junge (12,4 Prozent) und weniger als jede zehnte Jugendliche (6,9 Prozent) an, regelmäßig zur Flasche zu greifen.

Während regelmäßiges Trinken unter jungen Erwachsenen insgesamt sinkt, nimmt das gefährliche Rauschtrinken wieder zu. Die sozialen Dynamiken rund um Gruppentrinken bleiben ein Risikofaktor.

„Diese Zahlen spiegeln ein gewisses Bewusstsein wider,“ bemerkt Nießen. Doch der Trend zum Rauschtrinken zeigt, dass Alkohol bei jungen Erwachsenen nach wie vor eine soziale Rolle spielt, die immer wieder zu exzessivem Konsum führt.

Der Konsum geschieht dabei häufig in gesellschaftlichem Umfeld, etwa auf Partys, und hat damit eine hohe Gruppendynamik, die laut Experten eine verstärkende Wirkung haben kann.

Erstes Glas erst später, aber hohe Risiken bleiben

Ein weiteres Detail der BZgA-Studie: Der Altersdurchschnitt für das erste Glas Alkohol steigt. Jugendliche greifen heute durchschnittlich mit 15,1 Jahren erstmals zum Glas, im Jahr 2004 lag das Einstiegsalter bei 14 Jahren. Auch der erste Rausch wird später erlebt: Mit 16,2 Jahren statt 15,5 Jahren.

Die Verschiebung des Einstiegsalters könnte ein kleiner Erfolg der Präventionsarbeit sein, dennoch sieht der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert dringenden Handlungsbedarf. Blienert fordert eine konsequentere Altersgrenze und will ein Ende des sogenannten „begleiteten Trinkens“ ab 14 Jahren.

Nach pandemiebedingtem Rückgang zeigt sich ein neuer Anstieg des Rauschtrinkens unter jungen Erwachsenen in Deutschland. Fast die Hälfte der Männer und ein Viertel der Frauen zwischen 18 und 25 Jahren griffen kürzlich zu mehr als fünf Gläsern Alkohol auf einmal.

„Alkohol wird nicht gesünder, weil die Eltern daneben sitzen,“ betont Blienert. Er plädiert für ein striktes Alkoholverbot bis 16 Jahre und schlägt vor, das Mindestalter aus medizinischen Gründen auf 18 Jahre anzuheben.

Langfristige Auswirkungen und gesellschaftliche Verantwortung

Der alarmierende Anstieg des Rauschtrinkens wirft Fragen auf, die über die Statistiken hinausgehen. In einer Gesellschaft, in der Alkohol vielerorts leicht verfügbar ist und eine große Rolle im gesellschaftlichen Leben spielt, scheint das Problem tief verankert zu sein.

Experten sind sich einig, dass neben gesetzlichen Regelungen auch ein kultureller Wandel nötig wäre, um die Risiken des Alkoholkonsums stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Die aktuellen Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit: Rauschtrinken mag für viele junge Menschen eine temporäre Phase sein, doch die möglichen gesundheitlichen Langzeitfolgen lassen sich nicht ignorieren. „Je früher der Einstieg, desto höher das Risiko für lebenslange Schäden,“ mahnt Nießen.

Dabei sei es nicht nur eine Frage des Verbots, sondern auch der Aufklärung und Förderung eines gesunden Lebensstils. Der Präventionsdruck auf Schulen und Jugendorganisationen bleibt hoch, während gesetzliche Änderungen bislang auf sich warten lassen.

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