08. Juli, 2024

Technologie

Rätsel um Antikythera-Mechanismus: Neue Studie wirft Fragen auf

Rätsel um Antikythera-Mechanismus: Neue Studie wirft Fragen auf

Der Antikythera-Mechanismus, ein vor 2.200 Jahren entwickelter rätselhafter Rechner, hat seit seiner Bergung aus einem Schiffswrack nahe einer griechischen Insel im Jahr 1901 immer wieder für Staunen und Bewunderung gesorgt. Forschergenerationen haben bereits viele Geheimnisse des Geräts, das häufig als weltweit erster Analogrechner beschrieben wird, gelüftet. Doch vieles bleibt weiterhin unbekannt.

Eine kürzlich im „Horological Journal” veröffentlichte Studie stellt nun eine zentrale Annahme über den Mechanismus infrage, was das Verständnis der komplexen Zeitmessvorrichtung grundlegend verändern könnte. Interessanterweise nutzten die Wissenschaftler zur Erzielung ihrer Ergebnisse nicht traditionelle archäologische Werkzeuge, sondern Methoden der Gravitationswellen-Astronomie, einem Bereich, der sich mit feinen Raum-Zeit-Verzerrungen aufgrund kosmischer Ereignisse beschäftigt.

Graham Woan, Professor für Astrophysik an der University of Glasgow, und Joseph Bayley, dortiger Forschungsassistent, behaupten, dass der Kalendering des Mechanismus, ein kreisförmiges Element des Apparats, ursprünglich 354 Löcher enthalten habe. Dies entspräche einem Mondkalender von 354 Tagen. Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu früheren Studien, die den Ring als Sonnenkalender mit 365 Löchern identifizierten.

„Es ist eine etwas umstrittene Idee“, räumte Dr. Woan ein, der zugab, dass er und Dr. Bayley keine Experten für den Mechanismus seien. „Allerdings sind die Beweise ziemlich eindeutig.“

Sollte der Kalendering tatsächlich ein Mondjahr abbilden, würden aktuelle Modelle des Mechanismus hinfällig. Aus diesem Grund bleiben einige Gelehrte des Antikythera-Mechanismus skeptisch gegenüber der neuen Studie.

„Das ist schlichtweg falsch“, sagte Tony Freeth, Ehrenprofessor am University College London und Experte für den Antikythera-Mechanismus. Er betonte, dass es bereits einen weitaus präziseren Mondkalender, basierend auf dem 19-jährigen Metonischen Zyklus, in der Maschinenstruktur gebe.