Eine strategische Wendung vor dem Börsengang
Raisin, das Fintech hinter der Zinsplattform Weltsparen, zieht erneut die Aufmerksamkeit der Finanzwelt auf sich.
Mit einem sogenannten Secondary-Funding haben bestehende Investoren Anteile im Wert von mehr als 100 Millionen Euro verkauft, wodurch eine neue Rekordbewertung von über zwei Milliarden Euro erreicht wurde. Dieser Schritt könnte die Karten für den geplanten Börsengang im Jahr 2025 entscheidend neu mischen.
Überraschend ist dabei vor allem ein Name unter den Käufern: Tencent. Der chinesische Tech-Riese, lange als einer der aktivsten Fintech-Investoren bekannt, hatte sich in den vergangenen Jahren weitgehend aus dem europäischen Markt zurückgezogen. Der Einstieg bei Raisin ist somit ein starkes Signal – und weckt Hoffnungen auf weiteres Wachstum des Berliner Fintechs.
Ein Boom getragen von Zinsen und Innovation
Raisin profitierte in den letzten Jahren massiv von der Zinswende. Mit mehr als 60 Milliarden Euro verwalteten Assets und einem Umsatzsprung auf 160 Millionen Euro im vergangenen Jahr konnte sich das Unternehmen nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auch international behaupten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Fintechs gelang Raisin dabei auch das Kunststück, profitabel zu arbeiten – ein entscheidender Faktor für die aktuellen Investoren.
Das Angebot von Raisin geht mittlerweile weit über einfache Festgeldkonten hinaus: Neben Zinsplattformen bietet das Unternehmen ETF-Sparpläne, Kryptowährungen und Private-Equity an. Dieses diversifizierte Portfolio macht das Fintech zu einem der spannendsten Akteure in der deutschen Startup-Landschaft.
Tencent und Co.: Altbekannte und neue Investoren
Neben Tencent, das mit diesem Investment seine Fintech-Aktivitäten in Europa wieder aufflammen lässt, haben auch die bekannten Kapitalgeber Hedosophia und Vitruvian Anteile zugekauft. Verkäufer waren unter anderem Thrive Capital und Apeiron, das Investmentvehikel des deutschen Unternehmers Christian Angermayer. Auch einige Firmengründer, darunter Tim Sievers, haben kleinere Anteile abgegeben.
Durch diesen Secondary-Deal gewinnen nicht nur die Altinvestoren Flexibilität, sondern Raisin kann zudem eine neue Bewertungsmarke setzen – ein cleverer Schritt, um den Druck vor dem Börsengang zu mindern und die Attraktivität für neue Anleger zu erhöhen.
Ein wachsender Trend: Secondary-Fundings im Fintech-Sektor
Das Konzept eines Anteilsverkaufs durch Altinvestoren ist in der europäischen Fintech-Szene keineswegs neu. Neobanken wie Revolut oder das Payment-Unternehmen Stripe haben ähnliche Deals erfolgreich abgeschlossen, um ihre Bewertung zu stützen und Investoren zu binden. Deutsche Fintechs hielten sich bisher jedoch zurück. Mit Raisin könnte sich das ändern – und ein wichtiger Präzedenzfall geschaffen werden.
Der Countdown zum IPO
Die Secondary-Finanzierung unterstreicht das Vertrauen der Geldgeber in Raisin. Mit einer Bewertung, die sich seit 2023 von 1,5 Milliarden auf über zwei Milliarden Euro gesteigert hat, setzt das Unternehmen ein starkes Signal für den geplanten Börsengang im zweiten Quartal 2025.