Die Bundeswehr braucht dringend moderne Drohnentechnologie – und Quantum Systems sieht seine Chance. Der Münchner Hersteller übernimmt den angeschlagenen Konkurrenten AirRobot, der seit 2008 Aufklärungsdrohnen für die Truppe liefert. Doch hinter diesem vermeintlich kleinen Deal steckt ein viel größeres Ziel: Quantum Systems will zum zentralen Drohnenlieferanten der Bundesregierung aufsteigen.
Ein Deal mit Signalwirkung
Mit der Übernahme von AirRobot sichert sich Quantum Systems Produktionskapazitäten und langjährige Verträge mit der Bundeswehr. AirRobot liefert die Mikado-Drohnen und ist bis 2032 für deren Wartung zuständig. Doch das Problem: Die Technik ist veraltet, die Drohnen zu schwer. Die Bundeswehr steht vor einer Modernisierungslücke – und Quantum Systems will genau hier ansetzen.
CEO Florian Seibel verfolgt eine klare Strategie: Die Bundeswehr hat Bedarf, aber es fehlt an geeigneten industriellen Partnern. Quantum Systems will diese Lücke schließen und sich als führender europäischer Drohnenhersteller etablieren. „Wir wollen ein Champion für die europäische Drohnenproduktion werden“, sagte Seibel kürzlich.
Die Bundeswehr: Ein Milliardenmarkt in Bewegung
Im Verteidigungsministerium hat das Thema Drohnen höchste Priorität. Eine Taskforce arbeitet an Strategien, um die Fähigkeiten der Bundeswehr schnell auszubauen. Falls die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert wird, könnten kurzfristig Milliarden in neue Drohnentechnik fließen. Genau darauf setzt Quantum Systems.
Propeller-Drohnen sind in der Truppe Mangelware. Viele Systeme stammen aus einer Zeit, in der Drohnen noch als technisches Beiwerk galten – inzwischen sind sie ein zentrales Element moderner Kriegsführung. Die Ukraine zeigt, wie essenziell Drohnenschwärme für Aufklärung und Angriffe sind. Die Bundeswehr hinkt hier hinterher und braucht dringend moderne Systeme.
AirRobot: Vom Problembären zur Schlüsseltechnologie?
AirRobot lieferte einst zuverlässig an die Bundeswehr, geriet aber wirtschaftlich ins Straucheln. Die dringend nötige Modernisierung blieb aus, während die Konkurrenz technologisch aufrüstete. Nun könnte Quantum Systems den Wendepunkt bringen: Die Mikado-Drohne soll schnell modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht werden.
Diese Übernahme könnte sich als Türöffner für weit größere Projekte erweisen. Quantum Systems baut bereits leistungsfähige Drohnen wie das Modell "Vector" – ein System, das in mehreren Ländern im Einsatz ist. Sollte sich das Unternehmen als Hauptlieferant der Bundeswehr etablieren, könnten die heutigen Millioneninvestitionen in wenigen Jahren zu milliardenschweren Großaufträgen werden.
Der Kampf um Europas Drohnen-Zukunft
Mit der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit steigt der Druck auf die europäische Verteidigungsindustrie. Deutschland und andere EU-Länder setzen auf mehr Unabhängigkeit von US-amerikanischen und israelischen Drohnensystemen. Quantum Systems könnte von dieser Entwicklung profitieren – wenn es gelingt, die technologischen Lücken schnell zu schließen.
Ob die Strategie aufgeht, hängt auch von der Politik ab. Ohne verlässliche Finanzierungszusagen wird es schwer, langfristige Rüstungsprogramme auf die Beine zu stellen.