28. Oktober, 2024

Technologie

Quantensprung oder Stolperstein? Die Herausforderungen des Quanten-Computing

Quantensprung oder Stolperstein? Die Herausforderungen des Quanten-Computing

Der Quantencomputing-Markt präsentiert sich als komplexes Puzzle für Investoren, wobei Exchange Traded Funds (ETFs) an nur wenigen Unternehmen mit einem klaren Schwerpunkt auf Quantenprozesse beteiligt sind. Bei den meisten handelt es sich um etablierte Firmen, die nebenbei Projekte im Quantenbereich realisieren. Dies erschwert die Aussagekraft der ETF-Performance in Bezug auf die Quantencomputing-Branche erheblich.

Die fundamentalen Herausforderungen im Quantencomputing sind vielfältig: Ein Kernproblem ist die sogenannte Dekohärenz. Diese physikalische Eigenschaft verhindert das Halten von Qubits—der elementaren Einheit eines Quantencomputers—in einer stabilen Superposition, da selbst geringste Umwelteinflüsse zu herkömmlichen Bit-Zuständen führen und damit Rechenfehler hervorrufen. Der Schritt zur Skalierbarkeit gestaltet sich ebenso als schwierig. Mehr Qubits erhöhen theoretisch das Fehlerpotenzial, und Lösungen zur Fehlerkorrektur müssen das Quanten-No-Cloning-Theorem beachten, was den Prozess erheblich erschwert.

In der Forschung gibt es dennoch Fortschritte. So konnte Azure Quantum 2022 die theoretische Machbarkeit von topologischen Qubits bestätigen, die längere Stabilität gewährleisten könnten. Ein weiterer Meilenstein gelang Quantum AI 2023 mit der Reduzierung von Fehlern trotz gesteigerter Qubit-Anzahl. Korrellierte Fehlerereignisse bleiben jedoch eine Herausforderung, die eine praktische Nutzung derzeit einschränkt.

Kapitalgeber zögern angesichts der ungeklärten Probleme. Laut einem Bericht von IQM sanken die Investitionen von Risikokapitalgebern in Quanten-Startups 2023 weltweit um 50 %, wobei die USA mit einem Rückgang von 80 % am stärksten betroffen sind. Die Aktien von Unternehmen im Quantencomputing-Sektor kämpfen mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit und stehen mitunter sogar vor der Gefahr der Delistung.

Unter den börsennotierten Unternehmen nimmt IBM eine besondere Rolle ein. Der Technologieriese hat seine Strategie modifiziert und fokussiert sich nun zusätzlich auf die Qualität der Toroperationen, um die Gesamteffizienz zu steigern. 2023 erreichte IBM laut eigenen Angaben einen Meilenstein in seiner Forschung und eröffnete 2024 sein erstes europäisches Quanten-Rechenzentrum in Deutschland. Auf dem Weg zum voll fehlerkorrigierten Quantencomputer bis 2029 sind die Ziele für 2023 erreicht und die für 2024 im Plan.

Für Investoren könnte IBM daher interessant sein, obgleich AI-Unternehmen aktuell als lukrativere Investitionen betrachtet werden. Mehr zu den vielversprechendsten AI-Unternehmen erfahren Sie in unserem neuesten Bericht.