10. Januar, 2025

Unternehmen

Quantencomputing in der Krise: Warum NVIDIA die Euphorie bremst

Nach Aussagen von NVIDIA-CEO Jensen Huang über die lange Entwicklungszeit nützlicher Quantencomputer geraten Aktien von D-Wave Quantum, Rigetti und Co. massiv unter Druck.

Quantencomputing in der Krise: Warum NVIDIA die Euphorie bremst
Jensen Huang, CEO von NVIDIA, bremst die Erwartungen: Quantencomputer werden laut ihm erst in zwei Jahrzehnten breiten Nutzen bringen. Ein Schlag für Anleger, die auf schnelle Erträge setzen.

Ein Schlag ins Kontor der Hype-Branche

Der Hype war groß, die Realität ist ernüchternd: Kaum ein Technologie-Sektor hat in den vergangenen Monaten so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie das Quantencomputing.

Doch die jüngsten Äußerungen von NVIDIA-CEO Jensen Huang, einem der angesehensten Köpfe der Tech-Welt, haben der Branche einen empfindlichen Dämpfer verpasst.

Huang erklärte auf einer Investorenkonferenz, dass es wohl noch mindestens 20 Jahre dauern werde, bis Quantencomputer in der Breite wirklich nützliche Anwendungen ermöglichen könnten.

Die Reaktion an den Börsen ließ nicht lange auf sich warten. D-Wave Quantum, eines der führenden Unternehmen im Bereich Quantencomputing, verlor am Mittwoch zeitweise über 14 Prozent seines Börsenwerts.

Quelle: Eulerpool

Auch Rigetti Computing und IonQ gerieten deutlich ins Minus. Die Euphorie, die zuletzt durch Googles „Willow“-Chip angefacht wurde, scheint vorerst verflogen.

Quelle: Eulerpool

„Nicht jede Aufgabe ist ein Fall für Quantencomputer“

Huang ließ keinen Zweifel daran, dass Quantencomputer beeindruckende Fortschritte gemacht haben.

D-Wave Quantum, IonQ und Rigetti verlieren zweistellig an der Börse, nachdem Zweifel am kurzfristigen Potenzial der Quanten-Technologie laut wurden.

Doch er stellte klar, dass diese Systeme auf absehbare Zeit vor allem in Nischenanwendungen zum Einsatz kommen werden. Besonders das Thema Fehlerkorrektur sei weiterhin ein großes Hindernis.

„Fast jedes Quantencomputerunternehmen der Welt arbeitet mit uns zusammen, weil sie unsere klassische Technologie zur Unterstützung ihrer Systeme benötigen“, betonte Huang.

Damit lenkte er den Fokus auf einen zentralen Punkt: Quantencomputer sind nicht die alleinige Zukunft. Stattdessen werden sie in den kommenden Jahrzehnten auf klassische Hochleistungstechnologien angewiesen bleiben – ein Markt, den NVIDIA weiterhin dominiert.

McKinsey bleibt optimistisch

Nicht alle Experten teilen Huangs Skepsis. McKinsey schätzt, dass Quantencomputing bereits ab 2030 erste greifbare Effekte in Sektoren wie Chemie und Finanzen zeigen könnte. Bis 2035 erwarten die Analysten sogar eine jährliche Wertschöpfung von bis zu zwei Billionen US-Dollar.

Auch Googles Quantum AI Laboratory sorgte zuletzt für Schlagzeilen. Der „Willow“-Chip habe eine Benchmark-Berechnung in Minuten bewältigt, für die klassische Supercomputer Jahrmilliarden benötigen würden. Für viele Beobachter ist das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu praktischen Anwendungen.