Quantencomputing, eine der spannendsten Technologien der Gegenwart, verspricht Lösungen für Rechenprobleme, die für herkömmliche Supercomputer schlicht unlösbar wären. Während selbst die weltweit vereinte Rechenleistung traditioneller Systeme für bestimmte Berechnungen Milliarden Jahre benötigen würde, locken Quantencomputer mit der Aussicht auf exponentiell kürzere Rechenzeiten. In Ionenfallen oder supraleitenden Schaltungen gefangene Qubits, die ihrem Namen alle Ehre machen, sind nicht auf 0 oder 1 beschränkt. Ihre Unschärfe ermöglicht multiplen Zuständen, die vielen praktischen Problemen eine neue Lösungsdimension öffnen könnten.
In den vergangenen Monaten spürten Aktien von Unternehmen wie IonQ und Rigetti Computing enormen Aufwind, ein Phänomen, das auch auf die anhaltende Begeisterung für die Quantentechnologie zurückzuführen ist. Nicht zuletzt, da Alphabet mit seinem Google-Team und dem Willow-Quantenschip den Durchbruch eines speziellen Fehlerkorrekturproblems vermeldete. Dabei gelang es, eine Berechnung in fünf Minuten durchzuführen, für die ein klassischer Supercomputer eine unvorstellbare Zeitspanne von zehn Sextillionen Jahren benötigen würde.
Doch am Mittwoch erhielt die Euphorie einen Dämpfer. Jensen Huang, CEO von Nvidia, äußerte sich skeptisch zur zeitlichen Entwicklung dieser Technologie. In einem Gespräch mit Analysten malte er ein realistisches Bild der Quantencomputing-Zeitachse: "Wenn man 15 Jahre für sehr nützliche Quantencomputer setzen würde, wäre das optimistisch. 30 Jahre wären wohl eher pessimistisch, und bei 20 Jahren würden viele von uns mitgehen."
Infolgedessen brachen die Aktien von IonQ und Rigetti Computing zum Mittwochmittag um mehr als 40 % ein. Die Tatsache, dass dieser dramatische Rückgang durch eine einzige Äußerung ausgelöst wurde, könnte darauf hindeuten, dass die vorherige Kursrallye eine Blase war, die von überzogener Euphorie angetrieben wurde. Huang betont, dass es zwar Fortschritte gebe, doch bis Quantencomputer traditionelle Maschinen in realen Aufgaben übertreffen, dürfte noch einige Zeit vergehen. Google's jüngster Erfolg sei vielmehr ein Benchmarking-Sieg als ein wirklicher praktischer Durchbruch.